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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Donnerstag, 2. August 2007

Kennzeichen der Dogen-Sangha

Wenn wir das wirkliche und moralische Leben in der Dogen-Sangha bedenken, kann man dies zusammenfassend mit wenigen Worten ausdrücken: "Aktiv zu sein". Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass wir jeden Tag Zazen praktizieren, um in unserem täglichen Leben aktiv zu sein und entsprechend zu handeln.
Wenn wir täglich Zazen praktizieren, können wir unser vegetatives Nervensystem im Gleichgewicht halten. Wenn wir dieses jeden Tag tun, können wir in jedem Augenblick so handeln, wie wir dies wollen und wir können das Handeln auch jederzeit beenden, wenn wir dies für richtig halten. Im Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems können wir nämlich sofort und ohne Zögern handeln, wenn das sinnvoll ist und wir das wollen. Genauso gut können wir das Handeln beenden, wenn das unserem Willen entspricht. Der Grund für ein derartig aktives und bewegliches Handeln im gegenwärtigen Augenblick liegt in diesem wachen Gleichgewichtszustand, denn wir befinden uns dann genau an der Schnittstelle zwischen Handeln und Nicht-Handeln. Wenn wir nicht im Gleichgewicht sind und z. B. unser sympathisches Nervensystem stärker ist, neigen wir eher zur Verhärtung und Verspannung, so dass es dann schwierig für uns ist, unmittelbar der Situation entsprechend zu handeln. Wenn auf der anderen Seite das parasympathische System die Oberhand hat, ist das gesamte vegetative System zu sehr entspannt und lässig, um nicht zu sagen leichtfertig. Selbst wenn wir dann unmittelbar handeln wollen, ist es sehr schwer für uns, ohne Verzug und Trägheit mit dem Handeln zu beginnen.
Ich möchte dies an dem Beispiel eines Automobils erläutern: Wenn das sympathische Nervensystem stärker ist, arbeitet die Bremse zwar gut ( wir sind verspannt) , aber das Gaspedal zur Beschleunigung kann nicht richtig arbeiten. Wenn das parasympathische Nervensystem dagegen stärker ist, arbeiten das Gas und die Beschleunigung ordentlich, aber die Bremsen funktionieren nicht gut ( wir sind zu lässig). Im ersten Fall werden wir daher mit dem Auto nicht zügig vorankommen und im zweiten Fall sind wir in großer Gefahr, tatsächlich mit dem Auto zu fahren, weil die Bremsen unsicher sind und nicht richtig funktionieren. In beiden Fällen sind wir vom Optimum des Handelns weit entfernt!
Wegen dieser Wirklichkeit des menschlichen Handelns empfiehlt uns Gautama Buddha, Zazen zu praktizieren und durch diese Praxis will er uns zu einem tatkräftigen und ausgeglichenen täglichen Leben verhelfen. Wenn unser sympathisches Nervensystem stärker ist, neigen wir Menschen dazu, Gott nahe zu sein und wenn unser parasympathisches System stärker ist, haben wir eine bedenkliche Nähe zu Tieren. Aber wir Menschen sollten weder Götter noch Tiere sein. Wir Menschen sollten genau menschliche Wesen sein. Deshalb denke ich, dass Gautama Buddhas Lehre auch in den Bereich des Humanismus gehört.
In der bisherigen Geschichte der Menschheit ist der Gedanke leider noch nicht aufgetaucht, dass der Humanismus wirklich eine Religion ist.
Ich glaube daher, dass die Menschen im antiken Griechenland sich zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte an ihrer humanistischen Kultur erfreut haben.

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