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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Sonntag, 16. September 2007

Die gemeinsamen Übersetzungsarbeiten zum Shobogenzo

Kürzlich habe ich herausgefunden, dass mein Mit-Übersetzer des Shobogenzo, Herr Mike Cross (M. C.), gefühlsmäßig sehr unzufrieden mit seiner Rolle als Co-Übersetzer ist, und daher möchte ich meine Stellungnahme dazu wiedergeben, um die unbefriedigende Situation so weit wie möglich zu klären.
Der Grund, dass er seine Rolle als so unbefriedigend empfindet, kommt von seiner Vorstellung, dass er die Übersetzung des Shobogenzo allein geleistet habe, aber bei diesem Punkt bin ich ganz anderer Meinung. Gerade wenn ich die wirkliche Situation der Zusammenarbeit bei der Übersetzung bedenke, ist es für mich unmöglich, dieselben Vorstellungen zu haben wie er und daher ist es für mich notwendig, meine eigene Einschätzung darzulegen. Wir müssen dann als Ergebnis eine übereinstimmende Einschätzung finden.

Herr Mike Cross (M.C.) besteht darauf, dass die Vollendung der endgültigen Übersetzung von ihm allein geleistet wurde, sodass es nach meinem Tod für ihn möglich erscheint, meinen Namen als Übersetzer zu streichen. Er würde dann darauf bestehen, dass die Übersetzung von ihm allein erbracht worden ist. Er sprach diese Absicht in einer persönlichen E-Mail an mich an. Ich muss hiermit demgegenüber in aller Klarheit sagen, dass meine Übersetzung des Shobogenzo in modernes Japanisch und in Englisch meine Hauptarbeit während meines ganzen Lebens war. Daher liegt es mir sehr am Herzen, dass die Übersetzung des Shobogenzo in modernes Japanisch und Englisch als mein Lebenswerk auch für alle Zukunft so bleibt.
Ich möchte meine wirkliche Situation bei der Übersetzung des Shobogenzo in modernes Japanisch und Englisch tatsächlich erklären, um an meine Anstrengung von ungefähr zweiundzwanzig Jahren zu erinnern, die benötigt wurde, um das Shobogenzo aus dem alten Japanisch in das moderne Japanisch zu übersetzen und von dem modernen Japanisch dann ins Englische.

Ich habe zum ersten Mal im Jahre 1938 angefangen, das Shobogenzo zu studieren, das von Meister Dogen im 13. Jahrhundert verfasst wurde. Aber obgleich es in Japanisch geschrieben wurde, war es für mich zunächst überaus schwierig, es zu verstehen. Erst nachdem ich es wieder und wieder gelesen und studiert hatte, fing ich an, es Schritt für Schritt zu begreifen, und als ich dann die vollständige Bedeutung verstanden hatte, schrieb ich mein erstes Buch mit der Bezeichnung "Bukkyo-Dai San no Sekaai-kan" oder "Buddhismus-die dritte Sicht der Welt." Ich habe diesen Umriss des Shobogenzo von Meister Dogen also als mein erstes Buch über den Buddhismus veröffentlicht.
Dann habe ich begonnen, das Shobogenzo in modernes Japanisch zu übersetzen, weil es von Meister Dogen in einem heute schwer verständlichen mittelalterlichen Japanisch verfasst worden war. Ich vermute, dass es viele Menschen seltsam finden, dass es notwendig für mich war, das Japanisch des Mittelalters in modernes Japanisch zu übersetzen, weil meine Muttersprache doch Japanisch ist. Aber um es klar zu sagen: das mittelalterliche Japanisch ist außerordentlich verschieden von dem modernen Japanisch. Wenn ich daher das Shobogenzo für moderne Japaner verständlich machen wollte, war dieser Schritt unbedingt erforderlich, es zu übersetzen. Diese Übersetzung aus dem Japanisch des Mittelalters in modernes Japanisch war recht arbeitsaufwendig, aber aus meiner Sicht unbedingt erforderlich.

Daher habe ich das ganze Shobogenzo zunächst in modernes Japanisch übertragen und es mit dem Titel: "Gendaigoyaku Shobogenzo" oder "Shobogenzo in modernem Japanisch" veröffentlicht. Das ganze Werk umfasst insgesamt dreizehn Bände: einschließlich des Ursprungstextes des Shobogenzo enthält es Kommentare für schwierige Worte, dann das Shobogenzo in modernem Japanisch und ein Register. Diese umfangreichen Arbeiten erforderten sechzehn Jahren bis zur Veröffentlichung.
In jener Zeit war ich Abteilungsleiter einer japanischen Versicherungsgesellschaft und war wirklich sehr beschäftigt. Es war für mich notwendig, das Rauchen, Trinken, Golfspielen, Joggen, Reisen usw. einzustellen, um an jedem Tag an dem Entwurf dieses großen Werkes zu arbeiten. Mein Tagesablauf gestaltete sich wie folgt: Nachdem ich das Abendessen um sieben Uhr beendet hatte, arbeitete ich an dem Manuskript, um den Text ins moderne Japanisch zu übersetzen an jedem Tag drei Stunden und darüber hinaus das ganze Wochenende am Samstag und Sonntag und auch in jedem Urlaub. Ich bearbeitete das Manuskript also fast an jedem Tag. Nachdem ich dann 1975 Berater der Ida-Industrie geworden war und mehr Zeit hatte, konnte ich auch während des Tages am Shobogenzo arbeiten, wenn es keine Sitzungen in der Ida-Company gab.

Es war für mich also notwendig, einen Arbeitsaufwand von sechzehn Jahre zu leisten, um die moderne japanische Fassung des Shobogenzo fertig zu stellen und danach fing ich an, das Shobogenzo ins Englische zu übersetzen. In jener Zeit war ich schon Berater der Ida Company und konnte daher wie gesagt auch am Tage an der Übersetzung des Shobogenzo ins Englische arbeiten. Wenn es dort keine Sitzungen gab, konnte ich etwa fünf Stunden während des Tages dieser Arbeit widmen und abends spät dann noch einmal weitere drei Stunden zu Hause daran arbeiten. Nach einer Zeit von sechs Jahren intensiver Arbeit hatte ich meine englische Übersetzung zum ersten Mal fertig gestellt. Daher war es für mich notwendig, insgesamt sechzehn plus sechs also zweiundzwanzig Jahre für die Fertigstellung der englischen Übersetzung aufzubringen.

Um eine wirklich gut lesbare englische Fassung herzustellen, war es dann wichtig, jemanden mit englischer Muttersprache zu finden, der mir helfen konnte, meinen Text in flüssiges Englisch umzusetzen. Glücklicherweise fand ich Mr. Jeffrey Bailey, der mir helfen wollte, mein englisches Manuskript zu überarbeiten. Seine Überarbeitung war zu zwei Dritteln fertig gestellt, als Mike Cross (M.C.) in meine englische Klasse des Buddhismus kam und sich dann intensiv mit dem Shobogenzo beschäftigte.
Ich vermute, dass es sehr hitzige Diskussionen zwischen Mr. Bailey und M.C. wegen der best möglichen Formulierungen in Englisch gab. Unglücklicherweise hatte sich Mr. Bailey entschieden, Japan plötzlich zu verlassen und nach USA zurückzukehren, ohne die englische Fassung fertig gestellt zu haben. Mr. Bailey war mein erster ausländischer Schüler und er half mir sehr, meine englische Klasse zu organisieren. Daher bedauerte ich es sehr, dass er meiner englischen Klasse nicht mehr zur Verfügung stand, aber es war für mich damals unmöglich, den gesamten Zusammenhang im Einzelnen zu durchschauen.

Danach hatte M.C. mit der Überarbeitung der englischen Version begonnen. Vorher hatte ich drei Kopien meines eigenen Entwurfes des Shobogenzo in Englisch angefertigt, von denen ich selbst eine behielt, die zweite Mr. Bailey gab, und später erhielt M.C. die dritte. Nachdem Mr. Bailey nach USA abgereist war, hatte M.C. keine weiteren Fragen zur Bedeutung des Shobogenzo und besuchte laufend meine englischen Vorträge zu jeder Gelegenheit. Etwa drei bis vier Jahre später zeigte er mir dann seinen überarbeiteten englischen Entwurf des Shobogenzo.
Als ich seinen Entwurf gelesen hatte, war ich sehr überrascht, dass dieser inhaltlich präzise und gut formuliert war. Daher bestand für mich fast überhaupt keine Notwendigkeit, seinen Entwurf zu korrigieren. Ich nahm seinen ausgezeichneten Entwurf so an wie er war, und danach konnte die Übersetzung des Shobogenzo vollendet werden.

Kürzlich wurde mir jedoch klar, dass eine erhebliche Gefahr besteht, dass in der Zukunft eventuell nach meinem Tod mein Name als der Hauptübersetzer des Shobogenzo wahrheitswidrig beseitigt wird. Falls ein derartig unfaires Vorgehen nach meinem Tode stattfinden würde, wäre es für mich also vollständig unmöglich, die wirklichen Zusammenhänge aufzuklären, die tatsächlich auf dieser Erde stattgefunden haben. Gleichzeitig würde meine große Anstrengung, die ich über zweiundzwanzig Jahre geleistet hatte, und dies ist mehr als ein Viertel meines ganzen Lebens, vollständig ausgelöscht. Auch wenn meine Befürchtungen vielleicht jetzt übertrieben sind, hoffe ich aufrichtig, dass ein solches unfaires Vorgehen auf der Erde niemals stattfinden wird.

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