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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Samstag, 10. November 2007

6. Geist hier und jetzt ist Buddha (Soku shin ze butsu)

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1. Was alle Buddhas und Vorfahren im Dharma immer bewahrt haben und worauf sie vertraut haben, ist genau "Geist hier und jetzt ist Buddha", ohne jede Ausnahme. Viele Schüler verstehen jedoch nicht, dass "Geist hier und jetzt ist Buddha" nicht in Indien existierte, sondern es wurde zuerst in China gehört. Deshalb wurde der Irrtum nicht als solcher erkannt. Und weil der Irrtum nicht erkannt wurde, sind viele Menschen in Anschauungen verfallen, die nicht buddhistisch sind.

Grundprinzip: Die Lehre "Geist hier und jetzt ist Buddha" wurde ohne jede Ausnahme von allen Buddhas und Vorfahren im Dharma vertreten. Viele Wissenschaftler behaupten jedoch, dass diese Theorie zuerst in China gelehrt wurde und nicht in Indien (,und daher sei es nicht authentisch). Obgleich die Ablehnung der Theorie, dass diese Lehre bereits in Indien bestanden hat, falsch ist, verfallen viele Wissenschaftler in diesen Fehler. Sie erkennen (zudem) ihren Fehler nicht, und geraten in die schlechte Situation der Nicht-Buddhisten.

Das Prinzip "Geist hier und jetzt ist Buddha" ist sowohl in Indien als auch in China ein ganz wesentlicher buddhistischer Grundsatz. Es ist wirklich undenkbar, dass sich der wahre Buddhismus in China und Indien unterscheidet, aber bestimmte buddhistische Wissenschaftler verstricken sich in dieser falschen Lehre und fallen damit in das Leiden der Nicht-Buddhisten zurück.

2. Wenn beschränkte Menschen den Satz höre "Geist hier und jetzt ist Buddha“, glauben sie, dass der Verstand und die Sinneswahrnehmung gewöhnlicher Menschen genau (dieser) Buddha sind. Diese Menschen haben aber niemals den Bodhi-Geist erweckt.

Grundprinzip: Beschränkte und uneinsichtige Menschen meinen, dass sie bereits Buddha sind, allein wenn sie die Lehre hören "Geist hier und jetzt ist Buddha", obgleich der Wille zur Wahrheit (Bodhi-Geist) überhaupt noch nicht bei ihnen erweckt worden ist.

Törichte Menschen denken, dass alle Menschen schon Buddha sind, und zwar auch diejenigen, bei denen im gegenwärtigen Augenblick das sympathische Nervensystem (SNS) oder das parasympathische Nervensystem (PNS) stärker ist (also kein Gleichgewicht besteht) und sie genau Buddha sein können. Aber eine solche Interpretation ist vollständig falsch. In den Philosophien, die nur auf dem Verstand beruhen, denkt man nur an idealistische oder materialistische Menschen, aber im buddhistischen Realismus geht es um die wahre Existenz der Menschen, die ihr Vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht haben. Diese können Buddhas genannt werden.

3. Dies ist die Folge davon, dass man niemals einen wahren Lehrer hatte.

Grundprinzip: Das (obige) grundsätzliche Missverständnis ist in China entstanden, weil es dort zu jener Zeit außerordentlich wenige wahre buddhistische Meister gab.

Damals gab es in China sehr wenige wahre buddhistische Meister, sodass der wichtige Satz: "Geist hier und jetzt ist Buddha" überhaupt nicht verstanden wurde. Die Menschen haben deshalb zwangsläufig solche Fehler begangen.
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4. Der Mönch (aus dem Süden) sagte: "Die („guten“) Lehrer dort lehren ihre Schüler direkt (mit Worten), dass der Geist hier und jetzt Buddha ist". Buddha bedeutet danach das Bewusstsein selbst. " (Sie sagen:) "Jetzt besitzt ihr schon die Essenz des Sehens, Hörens, Bewusstseins und Wissens. Diese Essenz vermag die Augenbrauen hochzuziehen, mit den Augen zu zwinkern, zu kommen, zu gehen, sich zu bewegen und zu handeln. Sie durchdringt vollständig den Körper, sodass der Kopf weiß, wenn ihn etwas berührt und der Fuß weiß, wenn ihn etwas anrührt. Deshalb wird diese Essenz 'das wahre all umfassende Wissen' genannt. Unabhängig davon gibt es überhaupt keinen Buddha".

Grundprinzip: Der Mönch (aus dem Süden) hatte (dem Meister Daisho) geantwortet, dass die guten Lehrer in jenem Gebiet (des Südens) ihre Schüler lehren, dass "der Geist hier und jetzt Buddha ist". Sie sagen jedoch, dass Buddha (allein) das Bewusstsein selbst ist und dass dieses Bewusstsein alles steuert und den ganzen Körper durchdringt. Daher werde es die wahre, alles durchdringende Intelligenz genannt. Es gäbe keinen anderen Buddha als dies.

Als der große nationale Meister Daisho seinen Schüler fragte, welche buddhistischen Theorien in den Gebieten des südlichen China gelehrt wurden, antwortete der Mönch, dass es dort viele buddhistische Lehrer gäbe, die lehren, dass "der Geist hier und jetzt Buddha ist". Der Mönch erklärte dann aber, dass (schon) das menschliche Bewusstsein die Fähigkeit habe, vielfältige Dinge und Phänomene zu kennen, und daher interpretieren die dortigen Lehrer (fälschlich) , dass unser Bewusstsein genau Buddha sei.

5. Der Meister sagte darauf: "Wenn es so ist, unterscheiden sich diese Lehren im Süden nicht von Senika, der (auch) nicht-buddhistische Lehren vertrat". Dieser lehrte: 'In unserem Körper gibt es eine einzige spirituelle Essenz. Diese Essenz kann Schmerz und irritierende Reize erkennen. Der Geist verlässt den Körper, wenn dieser vergeht, genauso, wie ein Hausherr sein Haus verlässt, wenn es von den Flammen zerstört wird. Das Haus ist vergänglich und der Hausherr unvergänglich. Wenn ich solche Menschen näher betrachte (muss ich sagen), dass sie nicht zwischen falsch und richtig unterscheiden können. Wie könnten sie also überhaupt feststellen, was richtig ist?'

Grundprinzip: Der nationale Meister Daisho sagte unmissverständlich, dass die vom Mönch zitierte Lehre der angeblichen buddhistischen Meister des Südens nichts anderes sei, als die eines idealistischen Denkers, der Brahmane war und Senika genannt wurde. Er lehrte, dass es eine einzige spirituelle Essenz im Menschen gäbe und dass diese unsterblich sei. Nachdem der nationale Meister diese angeblichen buddhistischen Lehrer so geprüft hatte, kam er zu der klaren Erkenntnis, dass sie die wahre Bedeutung von "der Geist hier und jetzt ist Buddha" nicht im Mindesten verstanden hatten.

Im weniger entwickelten südlichen Bereich in China wurde damals die Aussage "der Geist hier und jetzt ist Buddha" missverstanden, und wurde so gedeutet, dass der schon verstandesmäßige Geist genau Buddha sei. Dies war falsch und ein schwerwiegendes Missverständnis. Daher kritisierte der nationale Meister Daisho eine solche Interpretation außerordentlich.

6. Wenn allein das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen der Buddhanatur gleich wäre, hätte Vimalakirti nicht gesagt: „Der (Buddha-)Dharma überschreitet Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen. Wenn wir Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen benutzen, dann ist dies eben nur Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen und dieses Verhalten kann niemals das Streben nach dem Dharma sein.“

Grundprinzip: Wenn das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen dasselbe wie die Buddhanatur wäre, könnte der große indische Meister Vimalakirti nicht mit Recht sagen: "Das Gesetz des Universums und der Dharma überschreiten das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen und dies ist wie es ist. Dies kann also niemals dasselbe sein wie das Gesetz des Universums selbst."

Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen sind menschliche mentale Fähigkeiten und daher können sie niemals das Gesetz des Universums sein, denn dieses ist viel größer und viel umfassender. Auf diese Weise sollten wir also die Worte "Der Geist hier und jetzt ist Buddha" verstehen und zwar: "Unser Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick kann niemals etwas anderes sein als das Gesetz des Universums." Daher sagte der indische buddhistische Laie Vimalakirti, der ein ausgezeichnetes praktisches Verständnis der buddhistischen Lehre hatte, dass die mentalen Fähigkeiten, also Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen niemals das Gesetz des Universums sein können. Wir sollten also den berühmten Satz "der Geist hier und jetzt ist Buddha" so interpretieren, dass das menschliche Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick genau Buddha in der wirklichen Welt (und der Praxis des Handelns) ist (und nicht im Denken allein).
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7. Der Landesmeister Daisho war ein hervorragender Schüler des ewigen Buddhas vom Berg Sokei (Meister Daikan Eno). Er war ein großer gütiger Lehrer des Himmels und der Menschenwelt. Ihr müsst den Sinn der tief schürfenden Lehre von Meister Daisho klar verstehen und sie als Maßstab für euer eigenes Lernen in der Praxis nehmen.

Grundprinzip: Der Landesmeister Daisho, der auch Meister Nanyo Echu genannt wurde, war ein hervorragender Schüler des ewigen Buddhas und Meisters Daikan Eno. Er war also ein (großer) buddhistischer Meister oben im Himmel und in der Menschenwelt. Wir sollten die tief schürfende und wichtige Lehre daher wirklich verstehen, durchdringen und ihm vertrauen, denn seine Lehre ist genau der große Maßstab, um den praktischen Buddhismus zu studieren.

Der Landesmeister Daisho heißt auch Meister Nanyo Echu und da er ein hervorragender Schüler des sechsten Vorfahren in Dharma Meister Daikan Eno, war, sollten wir seiner verlässlichen buddhistischen Lehre aufrichtig folgen. Wenn wir also den wahren Buddhismus studieren und erfahren wollen, sollten wir seine Lehre beherzigen, (dass der Buddhismus nicht ein spiritueller Glaube an einen unsterblichen Geist sei, sondern eine praktische Lehre im gegenwärtigen Augenblick und im Hier und Jetzt.)
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8. Die Verwirklichung in der Praxis wie diese ist genau "der Geist hier und jetzt des Buddha", die sich selbst benutzt und authentisch überträgt an "Geist hier und jetzt ist Buddha". Auf diese Weise wurde er authentisch bis zum heutigen Tag übertragen.

Grundprinzip: Die Verwirklichung in der Praxis wie diese ist genau "Geist im gegenwärtigen Augenblick ist genau die Wirklichkeit des Menschen in den buddhistischen Gruppen“. Und diese menschliche Wahrheit wurde durch die Übertragung bewahrt, sie wurde zweifellos genau so authentisch übermittelt.

Die buddhistische Lehre ist für uns nicht leicht zu verstehen und sie wurde daher über 2.500 Jahre authentisch weitergegeben. Durch diese Weitergabe von einem zum anderen wurden jeweils die vielfältigen möglichen Missverständnisse vermieden. Es ist daher unsere äußerst wichtige Pflicht, den wahren Buddhismus authentisch zu erhalten und für alle Zeiten die vielen möglichen Fehler zu vermeiden.

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