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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 29. Januar 2008

10. Erzeugt kein Unrecht! (Shoaku makusa)
Teil 1
[3]
1.“ Ein ewiger Buddha lehrt:vielfältiges Unrecht nicht zu erzeugen,die vielen Arten des Rechten achtungsvoll zu tun,macht das Herz (und den Geist) auf natürliche Weise rein,dies lehren alle Buddhas.“
Grundprinzip:
Ein alter (großer Meister) und Buddha, der ewige Tugenden hat, sagt, dass wir nichts Unrechtes tun sollten, sondern das Richtige praktizieren. Wir können unsere Absichten auf ganz natürliche Weise reinigen. Solche Anweisungen sind die Lehre der alten Buddhas.
Kommentar:
Idealisten kennen diese Lehren (der praktischen Moral) nicht und schätzen vor allem spirituelle Ideen. Auch Materialisten kennen sie nicht und leugnen die Existenz der Moral. Aber buddhistische Realisten schätzen das moralische Handeln im gegenwärtigen Augenblick sehr.

[5]
2. "Wir behandeln jetzt das vielfältige Unrecht. Es gibt Recht, Unrecht und Neutrales (weder Recht noch Unrecht). Das Wesen des Unrechts ist es, nur ein Augenblick zu sein. Das Wesen des Rechten und des Neutralen usw. ist ebenfalls nur ein Augenblick. Recht, Unrecht und Neutrales sind so, wie sie sind, ohne dass etwas hinzugefügt oder weggenommen wird. Sie haben auch eine reale Form und offenbaren ihr Wesen an diesem Ort hier in vielen konkreten Einzelerscheinungen (Dharmas)."
Grundprinzip:
Das Falsche oder Unrechte, das wir jetzt untersuchen, gehört in den Zusammenhang von Richtigem, Falschem und Neutralem. Die besondere Eigenschaft des Falschen ist genau das Nicht-Erscheinen (, wenn es nämlich nicht vorhanden ist). Dies bedeutet, dass es genau die wirkliche Existenz im gegenwärtigen Augenblick ist, und daher hat es nicht das Kennzeichen von Erscheinen und Vergehen (als Prozess). Die Merkmale des Richtigen und Neutralen usw. haben auch keine Verbindung zu dem Erscheinen oder Vergehen, weil das Richtige und Neutrale usw. die wirkliche Situation im gegenwärtigen Augenblick ist. Daher gibt es ebenfalls keine Verbindung zum Erscheinen oder Vergehen. Sie sind ohne Verschmutzung und daher sind sie die Wirklichkeit selbst. In diesen drei Situationen gibt es außerordentlich viele Arten von Dingen und Phänomenen.
Kommentar:
Richtiges, Falsches und Neutrales sind einfache Eigenschaften im gegenwärtigen Augenblick und insofern haben sie keine Verbindung zum Prozess des Erscheinens und Vergehens (, die Veränderungen im Ablauf einer gedachten linearen Zeit voraussetzen). Sie haben keine Beziehung zur Verschmutzung, und sie sind selbst genau die Wirklichkeit. Und bei diesen drei Situationen, also Richtigem, Falschem und Neutralem, gibt es überaus viele Dinge und Phänomene, die als Universum existieren.

3. „Recht und Unrecht sind Zeit; Zeit ist nicht Recht oder Unrecht. Richtig und falsch ist der Dharma; der Dharma ist nicht richtig oder falsch. (Wenn) der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Falsche im Gleichgewicht. (Wenn) der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Richtige im Gleichgewicht.“
Grundprinzip:
Richtig und Falsch sind genau die Zeit im gegenwärtigen Augenblick, aber die Zeit selbst ist niemals richtig oder falsch. Richtig und Falsch sind Situationen im Universum, aber das Universum selbst hat nicht die Eigenschaft von Richtig und Falsch. Wenn das Universum im Gleichgewicht ist, ist das Falsche auch als Teil des Universums im Gleichgewicht und wenn das Universum im Gleichgewicht ist, ist auch das Richtige als Teil des Universums im Gleichgewicht.
Kommentar:
Richtig und Falsch sind Beschreibungen von Teilbereichen im Universum, aber das Universum selbst ist niemals eine Art von Richtig oder Falsch. Wenn das Universum im Gleichgewicht existiert, existiert auch das Falsche im Gleichgewicht und wenn das Universum im Gleichgewicht existiert, existiert auch das Richtige im Gleichgewicht.
[6]
4. „Wir hören von diesem höchsten Zustand des Bodhi manchmal, indem wir (guten) Lehrern folgen und manchmal den Sutras folgen. Zuerst hört man die Worte: "Erzeugt kein Unrecht." Wenn ihr nicht diese Worte hört, ist es nicht Buddhas wahrer Dharma, sondern es mag eher die Lehre von Dämonen sein. Denkt daran, dass es Buddhas wahrer Dharma ist, wenn die Lehre sich so anhört wie "erzeugt kein Unrecht."“
Grundprinzip:
Wir können die Chance haben, die höchste Wahrheit zu hören, indem wir manchmal guten Lehrern und manchmal den Sutra vertrauen. Zu Anfang heißt es: "Erzeugt kein Unrecht." Wenn es nicht wie "erzeugt kein Unrecht" lautet, kann dies niemals die wahre buddhistische Lehre sein, sondern es ist wohl eher die Lehre der Dämonen. Wir sollten daran denken, dass die Lehre, die lautet "erzeugt kein Unrecht" genau die wahre umfassende Lehre (des Buddha) ist.
Kommentar:
Die buddhistische Lehre sollte immer zuerst heißen: "Erzeugt kein Unrecht" und wenn sich daher einige Worte nicht so anhören, können diese niemals die wahre buddhistische Lehre sein, sondern sie sind die Worte von Dämonen. Wir sollten uns ganz klar daran erinnern, dass die Worte, die lauten "begeht nichts Unrechtes" genau die wahren Worte von Gautama Buddha sind.

5. „Wenn ihr die Lehre hört, welche die höchste Wahrheit verkündet, dann lautet sie: "Erzeugt kein Unrecht" und diese Lehre wurde von den Menschen nicht absichtlich erschaffen und dann beibehalten. Was so lautet sind Worte, welche die höchste Wahrheit ausdrücken und da dies schon die Sprache der Wahrheit ist, spricht sie die Wahrheit.“
Grundprinzip:
Die Worte "erzeugt kein Unrecht" können in dieser Form niemals durch die Anstrengungen gewöhnlicher Menschen erzeugt werden. Aber wenn man die Wahrheit als Ausdruck der großen Wahrheit hört, dann lauten die Worte so wie diese. Die Worte, denen wir wie diese zuhören, sind genau Ausdruck der höchsten Wahrheit. Sie sind genau die Worte der Wahrheit und daher lehren sie schon die Wahrheit.
Kommentar:
Die Lehren "erzeugt kein Unrecht" und "praktiziert die vielen Arten des Guten" sind niemals gewöhnliche menschliche Lehren, sondern sie sind insgesamt das Gesetz des Universums. Die Moral ist nicht menschliche Moral, sondern sie ist genau das Gesetz des Universums.

6. „Wenn es die Lehre des höchsten Zustandes des Bodhi wird und wenn wir dadurch verändert werden, dass wir es hören, dann hoffen wir, kein Unrecht zu erzeugen. Wir fahren fort, kein Unrecht zu erzeugen und das Unrecht wird dann weiterhin nicht begangen. In dieser Situation ist die Kraft der Praxis sofort verwirklicht. Diese Verwirklichung vollzieht sich im Bereich der ganzen Erde, der ganzen Welt, der ganzen Zeit und aller Dharmas und ihr Maßstab ist es, kein Unrecht zu erzeugen.“
Grundprinzip:
Wenn die höchste Wahrheit gelehrt und wenn den Lehren aufmerksam zugehört wird, hoffen wir, selbst kein Unrecht zu begehen und wir erzeugen tatsächlich nichts Unrechtes. Wenn die verschiedenen Arten des Unrechtes nicht begangen wurden, dann ist die Kraft das Handeln beim Praktizieren sofort verwirklicht. Diese Verwirklichung vollzieht sich tatsächlich durch die Erde, die Welt, durch die Zeit, durch das Universum. Der Umfang der Verwirklichung (der Wahrheit) ist genau der Umfang, nichts Unrechtes zu erzeugen.
Kommentar:
Weil sich die buddhistischen Lehren offenbaren, können wir sie hören. Dann bitten wir, kein Unrecht zu erzeugen und wir fahren fort das Unrechte zu vermeiden. Wenn wir selbst die Situation erkennen, dass wir ganz stark hoffen, überhaupt keine Möglichkeit zu haben etwas Unrechtes zu erzeugen, dann wird die Kraft verwirklicht, das Falsche zu vermeiden. Die Kraft der Praxis wird dann sofort verwirklicht. Der Reichweite dieses Phänomens umfasst die ganze Erde, die ganze Welt, die ganze Zeit und das ganze Universum. Wir können sagen, dass der Umfang einer solchen Verwirklichung genauso groß ist, wie der Umfang, das Unrechte nicht zu tun.

7. „Für Menschen, die in dieser Wahrheit leben, kann genau in diesem Augenblick überhaupt kein Unrecht erzeugt werden, selbst wenn sie an einem Ort leben und dort kommen und gehen, wo sie Unrecht erzeugen könnten. Dies gilt auch, wenn sie in Situationen sind, in denen sie eventuell Unrecht erzeugen könnten und auch, wenn sie mit Freunden verkehren, die offensichtlich Unrecht tun. Da die Kraft, das Unrecht zu vermeiden derart wirksam ist, kann sich das Unrecht nicht als Unrecht offenbaren und kann keine Eigenständigkeit entwickeln.“
Grundprinzip:
Von einem Menschen, der in der wirklichen Situation und in der wirklichen Zeit ist, können von ihm selbst keine unrechten Handlungen begangen werden. Dies gilt auch, wenn er an einem Ort oder beim Kommen und Gehen zu leben scheint, wo es für ihn scheinbar natürlich wäre, verschiedenartige Fehler zu machen. Dies gilt auch, wenn er mit Umständen konfrontiert ist, wo es ebenfalls für ihn eigentlich nahe liegend wäre, etwas Unrechtes zu begehen und wenn er mit Freunden zusammen ist, die Falsches tun. Dies ist so, weil die Fähigkeit, das Unrecht zu unterlassen, bereits verwirklicht wurde. Die verschiedenen Arten des Unrechtes können sich nämlich nicht selbst verwirklichen und sie haben auch nicht irgendwelche festen und dauerhaften Strukturen.
Kommentar:
Gute buddhistische Praktizierende haben niemals die leichtfertige Tendenz, Falsches zu tun. Daher können sie in jedem Fall aufhören, etwas Unrechtes zu tun, auch wenn es sehr gefährlich erscheint, dies zu erreichen.

8. „Es gibt die buddhistische Wahrheit des aktiven Tuns und des Geschehenlassens. Genau in diesem Augenblick wird die Wahrheit erkannt, dass das Falsche einen Menschen nicht verletzt und die Wahrheit wird geklärt, dass ein Mensch das Unrecht gar nicht beseitigen kann.“
Grundprinzip:
Es gibt die buddhistische Wahrheit, dass eine positive Handlung genau im jetzigen Augenblick getan wird und dass eine Handlung ebenfalls genau im gegenwärtigen Augenblick beendet wird. Und genau im gegenwärtigen Augenblick ist bekannt, dass das Falsche (als abstrakte Vorstellung) niemals einen Menschen (wirklich) verletzt und das Prinzip wird geklärt, dass ein Mensch nicht das Unrechte (als abstrakte Vorstellung) vernichtet.
Kommentar:
Im Buddhismus ist die einzige wirklich existierende Zeit genau der gegenwärtige Augenblick. Daher wird sowohl das aktive Handeln als auch das passive Geschehenlassen genau im gegenwärtigen Augenblick vollzogen. Eine solche Art des wirklichen Handelns im gegenwärtigen Augenblick, ob positiv oder negativ, ist die Einheit von Handeln und Mensch, der handelt, und es ist die Einheit des Geschehenlassens und eines Menschen, der nicht handelt. Daher verletzt das Unrecht niemals einen Menschen, der handelt und ein Mensch der handelt, bricht niemals zusammen.
[10]
9. „Im täglichen Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen müsst ihr gründlich diese Wahrheit bedenken: Wenn menschliche Wesen Buddhas und Vorfahren im Dharma werden, dann werden sie (erst) im Augenblick (ihrer Praxis) zu Buddhas und Vorfahren im Dharma, obgleich sie (die Fähigkeit) Buddha und Vorfahre im Dharma zu sein, schon immer uneingeschränkt hatten. Wenn ihr Buddha oder ein großer Meister werdet, bedeutet dies nicht, den Menschen in euch zu beseitigen, ihn zu beeinträchtigen oder ihn zu verlieren und dennoch habt ihr euch von eurem Ego befreit.“
Grundprinzip:
Wenn gewöhnliche Menschen Buddha oder Meister im Dharma werden, werden sie nicht durch die Tatsache beunruhigt, dass auch gewöhnliche Menschen normalerweise das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems schon in ihrem täglichen Leben aufrechterhalten. Aber gleichzeitig ist es notwendig für uns, dass wir das Prinzip bedenken, dass gewöhnliche Menschen durch ihr tägliches Leben, beim Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen Buddhas und große Meister werden können. Wenn gewöhnliche Menschen Buddhas und große Meister werden, zerstören, stehlen oder verlieren sie nicht ihre eigene Form als Menschen, sondern sie werden vollständig befreit vom Zustand als gewöhnlicher Mensch.
Kommentar:
Ein buddhistischer Meister zu werden bedeutet, ein dauerhaftes Gleichgewicht des Vegetativen Nervensystems (VNS) zu erlangen. Daher ist es kein Problem, dass auch gewöhnliche Menschen in ihrem Leben hin und wieder ein solches Gleichgewicht erlangen. Aber wir sollten gleichzeitig die Lehre bedenken, dass wir dauerhaft die Möglichkeit des Gleichgewichtes des VNS haben, wenn wir den ganzen Tag achtsam sind, also gehen, stehen, sitzen oder liegen.

Dienstag, 15. Januar 2008

9. Die Stimme des Tales und die Form der Berge (Keisei-sanshiki)

[209]

1. Wenn jeder von euch seine (einengende) Hülse entfernt, seid ihr nicht mehr durch frühere Ansichten und früheres Verstehen beschränkt und die Dinge und Zusammenhänge, die seit langen Zeitaltern unklar waren, offenbaren sich plötzlich vor euch.
Grundprinzip:
Wenn wir die vollständige Freiheit durch das Gleichgewicht des Vegetativen Nervensystems (VNS) verwirklicht haben, können wir den Zustand der Wirklichkeit erfahren, der sich nicht seit vielen Jahren für uns verwirklicht hat, indem wir unsere früheren Sichtweisen und unser früheres Verständnis überschreiten.
Kommentar:
Wenn wir nicht das Gleichgewicht unseres vegetativen Nervensystems (VNS) verwirklichen, bei dem es eine Gleichheit zwischen dem sympathischen Nervensystem (SNS) und dem parasympathischen Nervensystem (PNS) gibt, ist es für uns vollständig unmöglich, einen Zustand zu erreichen, wo die Funktionen beider Systeme sich gegenseitig ausgleichen. Dann gibt es ein Gleichgewicht von Plus- und Minus-Aktivitäten,die zu Null werden. Wenn unser SNS stärker ist, müssen wir idealistisch sein und wenn umgekehrt unser PNS überwiegt, müssen wir materialistisch sein. Dann ist es für uns unmöglich, das vollständige Gleichgewicht zu erfahren, das der ursprüngliche und natürliche Zustand von Frieden und Freude ist.
[210]
2. Wie bedauerlich, dass die Form der Berge und Flüsse (dem Laien Toba bis dahin) verborgen geblieben waren. Wir können uns aber freuen, dass es Augenblicke gibt, in denen sich die Ursachen und Umstände der (wirklichen) Stimmen und Formen in den Bergen und Wassern zeigen. Diese sich offenbarenden Zungen (Buddhas) erlahmen niemals. Wie könnte die Form des Körpers (einmal) existieren und (dann) verschwinden?
Grundprinzip:
Es ist sehr bedauerlich, dass die Berge und Flüsse manchmal ihre Stimme und Formen verbergen, aber es erfüllt uns gleichzeitig mit großer Freude, dass es eine Zeit, sowie Ursachen und Bedingungen gibt, in denen die Berge und Flüsse ihre Stimme und Form offenbaren. Die physischen Zungen der Flüsse scheinen niemals träge oder erschöpft zu sein. Wie ist es daher möglich für die physikalische Form der Berge, dass sie existieren oder verschwinden?
Kommentar:
Es ist in der Tat traurig, dass die Berge und Flüsse ihre wirkliche Form und Stimme nicht offenbaren können, weil unser eigenes vegetatives Nervensystem (und damit wir selbst) nicht im Gleichgewicht sind. Aber in der Wirklichkeit eines solchen Gleichgewichts offenbaren die Berge und Flüsse ihre (wahre) Form und ihre Stimme überaus reich und befriedigend. Selbstverständlich gibt es keine Trägheit oder Ermüdung bei den Bergen und Flüssen, und es gibt in ihrer physikalischen Form und Materie weder Existenz noch Verschwinden.
[215]
3. (Der große Meister Kyogen Chikan) verfasste die folgenden Verse:
Mit einem einzigen Schlag verlor ich alles (alte) Wissen,
nicht länger muss ich (gewaltsam) Selbst-Disziplin üben.
(Ich) offenbare das Verhalten des Weges der Alten.
Niemals mehr in Trübsal verfallen.
Nirgendwo die geringste Spur:
(Der Zustand) ist (wahres) und würdevolles Handeln jenseits von Klang und Form.
Menschen überall, welche die Wahrheit verwirklicht haben,
preisen alle (diesen) höchsten Zustand.
Er legte die Verse dem Meister Dai-i vor und dieser sagte: "Dieser Schüler ist vollendet."
Grundprinzip:
Schließlich verfasste der obige Meister die folgenden Verse:
Als ich den Klang des Aufpralls (auf den Bambus) hörte, habe ich mein Wissen sofort weggeworfen.
Seitdem wurde es für mich nicht mehr erforderlich, mich selbst willensmäßig zu steuern.
Mein Verhalten kann das gleiche Tun und Handeln der alten Meister offenbaren
und fällt überhaupt nicht zurück in einen verzweifelten Zustand.
Ich lasse niemals überhaupt an irgendeinem Ort eine (negative) Spur zurück.
Mein (wahres) und würdevolles Verhalten mag von vielen Menschen,
die bei der Wahrheit angekommen sind, in vielen Gegenden
als das beste Tun und Handeln unter den Besten gelobt werden.
Kommentar:
Als Meister Kyogen Chikan die Verse dem großen Meister Isan Reiyu (der auch Dai-i genannt wurde) vorlegte, sagte dieser: "Dieser Schüler ist bei dem Höchsten angekommen."

4. Es war Frühling und die Pfirsichbäume standen in voller Blüte. Als (Meister Reiun Shigon) sie erblickte, verwirklichte er plötzlich die Wahrheit. Er verfasste dieses Gedicht und legte es Meister Dai-i vor: Dreißig Jahre lang ein Wanderer auf der Suche nach einem Schwert. Wie viele Jahre fielen die Blätter und sprossen die Knospen?Mit einem Mal, als ich die Pfirsichblüten sah,bin ich direkt im Jetzt angekommen und habe keine Zweifel mehr.Der Meister Dai-i sagte: "Jemand, der durch die externen (Dinge) und Phänomene (in die Wahrheit) eingetreten ist, wird niemals zurückfallen oder zaudern."
Grundprinzip:
Es war Frühling und die Pfirsichbäume standen in voller Blüte. Als Meister Reiun Shigon diese großartige Szene der Felder sah, wo die Pfirsichblüten voll erblüht waren, verwirklichte und erkannte er plötzlich die Wahrheit selbst. Daher machte er das folgende Gedicht und legte es dem großen Meister Isan Reiyu (genannt Dai-i) vor.Als Wanderer habe ich dreißig Jahre lang etwas Scharfes wie ein Schwert gesucht.Während dieser Zeit fielen viele Male die Blätter der Bäume herab, und die jungen Triebe wuchsen in vielen Jahren.Als ich genau die wunderbaren Pfirsichblüten tatsächlich gesehen habe,bin ich im gegenwärtigen Augenblick angekommen und habe alle Zweifel weggeworfen.Meister Isan Reiyu (genannt Dai-i) sagte darauf:

"Ein Mensch, der durch die externen (Dinge) und Phänomene in die Wahrheit eingetreten ist, wird niemals zurückfallen oder zaudern".

Kommentar:
Meister Reiun Shigon hatte mehr als dreißig Jahre Zazen praktiziert, und eines Tages machte er einen Spaziergang in den Bergen zur Erholung. Als er am Fuße eines Berges Rast machte, sah er auf eine großartige Szenerie von Pfirsichblüten, die in den Feldern voll erblüht waren. Und dann wurde ihm klar, dass diese Welt wirklich existiert. Wir können daher annehmen, dass die Wirklichkeit sich manchmal durch die externe Welt offenbart.
[220]
5. Ein Mönch fragte Zen-Meister Chosa (Kei)shin:
"Wie können wir die Berge, Flüsse und die Erde dazu bringen, dass sie zu uns gehören?"
Der Meister sagte:
"Wie können wir uns selbst dazu bringen, dass wir zu den Bergen, Flüssen und der Erde gehören?"
Grundprinzip:
Eines Tages fragte ein Mönch Meister Chosa Keishin wie es für den Mönch möglich sei, dass sich die Berge, Flüsse und die Erde mit ihm identifizieren. Aber Meister Chosa Keishin lehrte den Mönch, dass er selbst mit den Bergen, Flüssen und der Erde identifiziert werden solle.
Kommentar:
Meister Dogen fügte bei seinem Kommentar zu den Worten von Meister Chosa hinzu, dass wir niemals in einer Trennung von Subjekt und Objekt denken sollten und auch nicht, dass die Natur das Objekt von uns selbst (als Subjekt) sei. Die obigen Worte hatte Meister Chosa als Lehre und Antwort auf die Frage des Mönchs gegeben.

[221]
6. Eines Tages fragte Shisen, der ein Lehrer einer philosophischen Sekte war, den Meister: "Wie kommt es, dass die reine Essenz plötzlich die Berge, Flüsse und die Erde entstehen lässt?" Der Meister antwortete auf diese Frage: "Wie kommt es, dass die reine Essenz plötzlich die Berge, Flüsse und die Erde entstehen lässt?"
Grundprinzip:
Eines Tages befragte der Theorie-Lehrer Shisen den Meister Roya Ekaku nach der reinen Essenz. Shisen gehörte einer philosophischen Sekte an, die den Buddhismus nur auf der Grundlage theoretischer Philosophie verstand. Der Meister klärte den Lehrer jedoch darüber auf, dass die reine Essenz genau dasselbe wie die Berge, Flüsse und die Erde sind, sodass es für uns nicht sinnvoll ist, die reine Essenz und die Natur in zwei Teile zu trennen. (Dies lehrte er, indem er genau die selbe Formulierung der Frage von Shisen einfach wiederholte).
Kommentar:
Meister Dogen gibt uns den Rat, die Wirklichkeit nicht in die reine Essenz und die Natur zu unterteilen, weil wir genau in der goldenen Wirklichkeit leben, wenn unser vegetatives Nervensystem im gegenwärtigen Augenblick im Gleichgewicht ist. (Dann gibt es eine solche Trennung nicht).

[222]
7. Denkt daran: Wenn es die Form der Berge und die Stimme des Tales nicht gäbe, hätte (Buddha) beim Hochhalten der Blume gar nichts gelehrt und (Meister Eka), der das Mark (des Dharma) erlangte, wäre nicht an seinem Platz stehen geblieben. Weil die Stimme des Tales und die Form der Berge diese Tugend besitzen, verwirklichen die Erde und alle Lebewesen gleichzeitig die Wahrheit. Es gibt viele Buddhas, die erwachen, wenn sie den hellen Morgenstern erblicken.
Grundprinzip:
Wir sollten uns daran erinnern, dass sich das Wichtigste (im Buddha-Dharma) nicht ereignen könnte, wenn es keine Form der Berge und nicht die Stimme der Flusstäler und der Natur geben würde. Es gäbe z. B. nicht Gautama Buddhas Lehrrede, als er einen Blumenstrauß hochhielt und die Natur damit bezeichnete und nicht das Verhalten von Meister Taiso Eka (bei der Dharma-Übertragung), als er sich dreimal vor Meister Bodhidharma verbeugte und (ohne Worte) auf seinen vorherigen Platz zurückging. Wir sollten daher denken, dass wir niemals dasselbe wie Gautama Buddha erfahren könnten und auch nicht sofort die Wahrheit verwirklichen könnten, wenn es nicht die Grundlage der Natur gäbe. Es wäre auch völlig unmöglich, dass irgendjemand die Wahrheit verwirklichen könnte, wenn er nicht wie Gautama Buddha den hellen Stern erblicken würde.
Kommentar:
Kurz gesagt ist es völlig ausgeschlossen, dass sich irgendwelche religiösen Tatsachen überhaupt ereignen können, wenn es nicht die Natur (als Wirklichkeit) gibt.

8. Obgleich die Menschen ein Leben empfangen haben, haben sie kein Verlangen nach dem Dharma zu streben, allein um des Dharma willen. Wenn sie den wahren Dharma sehen, werden sie (leider) an dem echten Drachen zweifeln und wenn sie dem wahren Dharma begegnen, werden sie diesen ablehnen.
Grundprinzip:
Obgleich die Menschen ihr eigenes wertvolles menschliches Leben erhalten haben, haben sie oft nicht das Bestreben, das wahre Gesetz des Universums zu erlangen. Wenn sie daher dem Gesetz des Universums begegnet sind, haben sie Zweifel an der wirklichen Wahrheit. Auch wenn sie der Wahrheit selbst schon begegnet sind, sind sie manchmal wegen ihrer eigenen Ignoranz vor der Wahrheit geflohen.
Kommentar:
Obgleich wir als menschliche Wesen geboren wurden, haben wir manchmal überhaupt kein Bestreben, die große Wahrheit zu erlangen, sodass wir meist daran scheitern, bei der Wahrheit tatsächlich anzukommen. Ein anderes Mal verpassen wir zwangsläufig unsere große Chance, die Wahrheit tatsächlich zu erlangen, weil unser Verhalten schlecht ist, und wir kein wirkliches Leben als Mensch führen.

9. Wenn die Menschen aber einmal den Bodhi-Geist in sich erweckt haben, führen die Ursachen und Umstände ihres Lebens doch (automatisch) zu dem wahren Handeln und zu dem Bestreben nach der Wahrheit, auch wenn sie immer noch die sechs Zustände und die vier Arten der Geburten durchlaufen müssen. Diese werden insgesamt zu den Handlungen und Gelöbnissen des Bodhi-Zustandes.
Grundprinzip:
Auch nachdem wir den Willen zur Wahrheit erweckt haben, mag es häufig vorkommen, dass wir unrechte Handlungen nicht vermeiden können, und zwar die sechs Arten der Hölle, nämlich der hungrigen Geister, der Tiere, der zornigen Dämonen, der Menschen und der Götter oder die vier Arten der Geburt, nämlich aus dem Mutterleib, aus Eiern, aus der Feuchtigkeit und Metamorphose. Auch wenn es unmöglich ist, diese verschiedenen Ursachen und Umstände zu vermeiden, werden sich diese in den Lebenszyklen insgesamt in solche Handlungen und Gelöbnisse umwandeln, die zur Wahrheit führen.
Kommentar:
Auch wenn wir damit bereits begonnen haben, überaus sorgfältig nach der Wahrheit zu streben, ist es für uns vollständig unmöglich, ganz zu vermeiden, dass wir uns falsch oder schlecht verhalten. Meister Dogen gibt uns jedoch den freundlichen Trost, dass unsere Fehler, die wir begangen haben, sogar die Ursachen und Bedingungen dafür werden, dass wir in unserem Leben bei der Wahrheit ankommen. Dies gilt wie gesagt auch für die Fehler, die wir begangen haben, nachdem wir den Willen zur Wahrheit bereits erweckt haben.

10. Seit der Zeit des Tathagata bis zum heutigen Tag haben viele Menschen anscheinend geglaubt, dass es das Wesentlich für das Studium des Weges sei, nach Ruhm und Profit zu streben. Wenn solche Menschen jedoch der Lehre eines wahren Meisters begegnen, sich verändern und nach dem wahren Dharma streben, werden sie auf natürliche Weise die Wahrheit verwirklichen.
Grundprinzip:
Seit der Zeit, als Gautama Buddha in dieser Welt weilte und bis zum heutigen Tag, gab es sehr viele Menschen, die anscheinend dachten, dass es für sie beim Streben nach der Wahrheit die wichtigste Aufgabe sei, erfolgreich Ruhm und Profit zu erlangen. Wenn sie jedoch glücklicherweise einem wahren Meister begegnet sind, und sie nach dem wahren Dharma streben, indem sie ihre ursprünglichen Absichten ändern, mögen sie die Wahrheit in einem natürlichen Prozess erlangen.
Kommentar:
Es gibt sehr viele buddhistische Praktizierende, die ihr buddhistisches Studium begonnen haben, um weltlichen Ruhm und ökonomischen Profit zu erlangen. Wenn sie jedoch sogar in solchem Fall der wahren Lehre eines hervorragenden Meisters begegnen, und wenn sie nach dem großen Gesetz des Universums streben, können sie auf natürliche Weise die Wahrheit erlangen, indem sie ihre ursprünglichen niedrigen Absichten ändern.

11. Außerdem solltet ihr eure Entschlossenheit am Anfang eures freudigen Strebens nach der Wahrheit niemals vergessen. Dass heißt, wenn ihr am Anfang den Willen (zur Wahrheit) erweckt habt, sucht ihr nicht den Buddha-Dharma aus Angst vor den anderen. Ihr strebt dann nicht nach Ruhm und Profit, die ihr (schon) hinter euch gelassen habt und ihr wollt einzig die Wahrheit erlangen.
Grundprinzip:
Wir sollten niemals die Zeit vergessen, als wir uns entschieden hatten, zum ersten Mal aufrichtig nach der buddhistischen Wahrheit zu streben. Damals wollten wir überhaupt nicht nach der Wahrheit streben, um den Beifall anderer zu bekommen, sondern wir haben die ganze Gier nach Ruhm und Profit bereits vollständig weggeworfen. Unsere aufrichtige Hoffnung ist es, niemals (vordergründigen) Ruhm und Profit zu ergattern, sondern nur die große Wahrheit zu erlangen.
Kommentar:
Wenn wir uns an die Zeit erinnern, als wir Mönch oder Nonne wurden, so haben wir damals überhaupt nicht daran gedacht, irgendeine Art von Ruhm oder Vorteil für uns selbst zu erlangen. Wenn wir daher später in unserem buddhistischen Leben gierig wurden Ruhm und Profit zu ergattern, sollten wir uns wieder an jene Zeit erinnern, als wir einen so aufrichtigen und reinen Geist hatten, nach der Wahrheit zu streben. Dann ist es für uns möglich, unseren Geist zu erneuern, nur die Wahrheit anzustreben, und wir können zu dem freudigen Zustand zurückfinden, als wir unseren ursprünglichen Willen zur Wahrheit erweckt hatten.

[230]
12. Ein alter Buddha sagte: "Habt keinen vertraulichen Umgang mit Königen, Prinzen, Ministern, Herrschern, Brahmanen und weltlichen (wichtigen) Menschen. Wenn ihr den Buddhaweg erlernen wollt, dürft ihr diese wahre Form des Verhaltens nicht vergessen. (Nachdem) die Bodhisattvas begonnen haben (den Buddha-Weg) zu erlernen, wird sich ihre Tugend im Einklang mit ihrem Fortschritt vermehren."
Grundprinzip:
Gautama Buddha, der Buddha der Vergangenheit, sagte
"Habt nicht einen zu engen Kontakt zu Königen, Prinzen, Ministern, hohen Offizieren, Brahmanen oder (bedeutenden) Laien."
Ein solches Verhalten sollte niemand vergessen, der ehrlich nach der buddhistischen Wahrheit strebt. Die Tugend der Bodhisattvas wird sich auch vermehren, wenn sie noch am Anfang ihres Weges sind, und diese Idee nicht vergessen. Die Tugend wird sich dann stärker als eigentlich möglich weiter vermehren, wenn sie der Lehre weiter folgen.
Kommentar:
Gautama Buddha lehrte uns, dass wir als buddhistische Mönche niemals zu sehr mit Königen, Prinzen, Ministern, hohen Offizieren, Brahmanen oder bedeutenden Laien vertraut sein sollten. Meister Dogen äußert ganz klar, dass diese Lehre für buddhistische Praktizierende am Anfang außerordentlich wichtig ist. Wenn sie dieser Lehre des Gautama Buddha aufrichtig folgen, wird der Fortschritt ihres buddhistischen Weges und Studiums viel schneller vor sich gehen als sonst üblich.

[232]
13. Ferner gab es schon seit alten Zeiten den Gott Indra, der erschien, um die Entschlossenheit der Übenden auf die Probe zu stellen. Es gab aber auch die Todes-Dämonen, die umgekehrt ihre Praxis verhindern wollten. Dies geschah immer dann, wenn die Übenden sich nicht von dem Willen nach Ruhm und Gewinn befreit hatten. Wenn das große Mitgefühl und das große Erbarmen tief sind, und eure Gelübde, alle Lebewesen zu erlösen, gereift sind, treten solche Hindernisse nicht auf.
Grundprinzip:
Weiterhin prüfte der Gott Indra verschiedentlich die Entschlossenheit der Übenden, aber die Dämonen versuchten im Gegensatz dazu, die Praxis zu verhindern. Dieses ereignete sich immer dann, wenn die Übenden den Willen nach Ruhm und Profit noch nicht aufgegeben hatten. Wenn aber der Geist der Übenden weder an Ruhm noch an Gewinn haftet, gibt es solche Hindernisse überhaupt nicht, weil der Geist des großen Erbarmens und großen Mitgefühls von Gautama Buddha so fest und tief gegründet ist.
Kommentar:
Als ich in jungen Jahren der Lehre von Meister Dogen begegnete, war ich überaus beeindruckt von ihrer Großartigkeit. Aber es gab ein einziges Problem bei seiner Lehre für mich, dass er es nämlich streng ablehnt, dass wir Ruhm und Gewinn erlangen wollen. Als ich damals seine Einstellung studierte, war ich sehr beunruhigt, weil ich sehr ehrgeizig war, für mich Ruhm und Gewinn zu erlangen. Daher war es für mich recht schwierig zu verstehen, warum Meister Dogen uns so sehr mahnt, das Streben nach Ruhm und Gewinn aufzugeben. Später habe ich jedoch immer klarer erkannt, dass das Erreichen einer hohen sozialen Position oder das Ansammeln von Reichtum nur dann nützlich ist, wenn man diese als Hilfsmittel für etwas anderes Wichtigeres in seinem menschlichen Leben benutzt. Aber es muss ausgeschlossen werden, dass Ruhm und Reichtum selbst das Ziel des Lebens sind. Es mag daher durchaus für uns wichtig sein, eine soziale Position oder Geld als Hilfsmittel für etwas anderes zu erwerben. Wenn wir aber in unserem Leben nach Ruhm oder Gewinn als eigenständiges Ziel und als Selbstzweck streben, werden wir am Ende unseres Lebens zwangsläufig sehr deprimiert und enttäuscht sein. Auch wenn wir das Ziel von Ruhm und Gewinn erreicht haben, ist es sehr traurig, dass wir niemals das größere Ziel der Wahrheit in unserem Leben erreicht haben.

[233]
14. Im Allgemeinen kann das idealistische und romantische Denken eines Anfängers die Buddha-Wahrheit nicht erfassen. Er stellt zwar Vermutungen über sie an, die aber ihr Ziel verfehlen. Selbst wenn ihr die Wahrheit zu Beginn nicht ergründen könnt, dürft ihr deshalb das vollkommene Erwachen nicht in Frage stellen.
Grundprinzip:
Allgemein gesagt kann das gefühlsbetonte und romantische Denken eines Anfängers die Wahrheit Buddhas zunächst nicht ausloten. Daher ist es normalerweise für Anfänger unmöglich, den höchsten Inhalt der buddhistischen Wahrheit zu ermessen. Tatsächlich kann der Anfänger aber schließlich bei den wahren buddhistischen Erkenntnissen ankommen und dies ist meist eine wirkliche Tatsache.
Kommentar:
Für Anfänger ist es daher notwendig anzunehmen, dass sich ihre Vorstellungen und Überlegungen zur höchsten buddhistischen Lehre zunächst vom wahren Buddhismus unterscheiden. Aber es ist für sie sehr sinnvoll, sich deswegen keine Sorgen zu machen, weil sie schließlich bei dem wahren Buddhismus ankommen, nachdem sie sich angestrengt haben, diesen zu erreichen.

15. Die innere Tiefe des vollkommenen Zustandes geht noch weit über das vordergründige Bewusstsein des Anfängers hinaus. Zuerst solltet ihr den Weg der alten Heiligen durch eigenes praktisches Handeln gehen. Zu dieser Zeit müsst ihr Berge ersteigen und Ozeane überqueren, um die Lehre aufzusuchen und die Wahrheit zu erforschen. Wenn ihr wirklich einen Meister und Lehrer sucht und ihn herbeisehnt, steigt er vom Himmel herab oder kommt aus der Erde hervor.
Grundprinzip:
Der tiefgründige Zustand der erfahrenen buddhistischen Praktizierenden unterscheidet sich grundsätzlich von dem noch oberflächlichen Wissen der Anfänger. Die Anfänger sollten daher sich anstrengen, um in die Fußspuren der früheren erfahrenen Buddhisten zu treten. In einer solchen Situation suchen wir einen Meister, um nach der Wahrheit zu streben, manchmal müssen wir dazu steile Berge hinaufsteigen und sogar Leitern benutzen oder wir müssen auf dem Ozean unseren Weg suchen. Wenn wir jedoch einen hervorragenden Meister aufrichtig suchen und mit ganzem Herzen hoffen, einem ausgezeichneten Lehrer zu begegnen, dann werden sie „vom Himmel fallen oder von der Erde aufsteigen“.
Kommentar:
Die wunderbaren Traumbilder von der Erleuchtung bei Anfängern sind im Buddhismus vollständig verschieden von der höchsten Verwirklichung des wahren Buddhismus im Zustand des Vollkommenen. Die Anfänger im Buddhismus sollten daher ihre eigenen fantasievollen Träume über Bord werfen, und es mag für sie sicher der beste Weg sein, in die Fußspuren der früheren hervorragenden Meister einzutreten. Mit einer solchen Haltung streben wir nach der großen buddhistischen Wahrheit, auch wenn es viele Probleme und schwierige Situationen geben mag, aber wir können schließlich bei der höchsten Wahrheit ankommen.

[236]
16. Ferner solltet ihr aufrichtig vor dem Buddha bekennen, wenn der Geist oder das Fleisch träge werden und ihr zweifelt. Wenn ihr dies tut, wird die Kraft und Tugend des Bekennens vor dem Buddha euch erlösen und euch reinigen.
Grundprinzip:
Wenn unser Körper und Geist träge werden und Zweifel aufkommen, sollten wir unsere Trägheit und unser Misstrauen mit ganzem Herzen vor Gautama Buddha selbst offen legen. Dann wird uns die Tugend und Kraft des Eingeständnisses unserer Trägheit und unseres Misstrauens vor Gautama Buddha retten und uns reinigen.
Kommentar:
In unserem täglichen Leben neigen wir manchmal dazu, das Vertrauen in den Buddhismus zu verlieren. Aber in einer solchen Situation sollten wir dies vor dem Bild von Gautama Buddha offen zugeben und gerade ein solches Verhalten schützt uns tatsächlich vor Trägheit und Misstrauen. Es ist wirklich überraschend, dass auch Meister Dogen dieses als Tatsache zugegeben hat.

17. Lasst mich teilhaben an ihrem Mitgefühl. In der Vergangenheit waren die Buddhas und Vorfahren im Dharma (so wie) wir. In der Zukunft mögen auch wir buddhistische Meister werden.
Grundprinzip:
Gib mir bitte deine Güte und dein Mitgefühl! Auch Gautama Buddha war genauso wie wir, bevor er die Wahrheit verwirklich hatte und auch wir sind genau so Schüler beim Streben nach der Wahrheit. Daher ist es nicht nur eine Art von Traum für uns, in Zukunft ein Buddha zu werden.
Kommentar:
Nicht nur Gautama Buddha, sondern alle Buddhas waren gewöhnliche Menschen, bevor sie dann Buddha wurden. Wir müssen uns daher keine Sorgen darüber machen, ob wir Buddha werden können oder nicht.