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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Samstag, 28. Juni 2008

Begegnung mit dem wahren Drachen (Teil 2)
Aus dem gleichnamigen Buch, erscheint demnächst


Ich möchte Ihnen noch eine Geschichte erzählen. Man muss bei dieser Geschichte wissen, dass Drachen in Ostasien anders als im Westen sehr als sehr positive und großartige Fabeltiere gelten, die den Menschen viel Gutes tun und viel Kraft haben:

Es gab einmal einen Mann, der war von Drachen begeistert. An den Wänden seines Hauses hatte er viele Bilder von Drachen und alle seine Borde und Regale standen voll mit Statuen und kleinen Figuren von Drachen. Sein ganzes Haus war in der Tat mit Bildern und Darstellungen von Drachen angefüllt. Eines Tages schaute ein wirklicher Drache in sein Fenster. Als er alle die Bilder der Drachen sah, erfüllte ihn das mit Freude, denn hier gab es ganz klar einen Mann, der Drachen liebte. Sicher würde er sich darüber freuen, wenn ihn ein wirklicher Drache in seinem Hause besuchte. Aber als der Mann aus dem Fenster schaute und den wirklichen Drachen sah, bekam er einen gewaltigen Schrecken und flüchtete Hals über Kopf.

Genau dies meint Meister Dogen: Wir sollten nicht den Abbildungen der Wahrheit nachrennen. Wir sollten uns nicht von Theorien und verstandesmäßigen Erklärungen gefangen nehmen lassen. Wir sollten stattdessen lieber der Wahrheit direkt begegnen. Zazen zu praktizieren bedeutet, der Wahrheit der Buddhas direkt zu begegnen, und bedeutet, den wirklichen Drachen von Angesicht zu Angesicht zu sehen und zu erleben.

Fragen und Antworten

Die Worte am Anfang des Fukan Zazengi scheinen mir sehr wichtig zu sein. Meister Dogen sagte, dass die Wahrheit überall vorhanden ist und dass die Mittel, sie zu erlangen, auch in jeder Situation da sind. Wie Sie erklärt haben, sprach er dann weiter über die Illusionen und dass unser dualistisches Denken dazu neigt, eine Trennung zwischen uns und der Welt zu erzeugen, und dass dies in der Folge zu Verwirrungen und Leiden führt. Dies mag richtig sein, aber es scheint mir, dass das zentrale Problem nicht die Verwirrung selbst ist, sondern die Folgen und Reaktionen darauf. Wenn die Wahrheit in jedem Augenblick existiert, muss sie auch in der Verwirrung enthalten sein.
Daher mag eine Situation, die als vollkommen verwirrend und nicht handhabbar erscheint, in Wirklichkeit im Gleichgewicht sein. Sie ist dann völlig in Ordnung so, wie sie ist. Es ist nämlich unsere dauernde Bemühung, Situationen zu verändern und zu manipulieren, die das Gleichgewicht tatsächlich stört. Daher ist es unsere Aufgabe, so wie ich die buddhistische Lehre verstehe, einfach die Dinge so zu lassen, wie sie sind. Wenn wir uns entspannen und zulassen, dass die Ereignisse ihren eigenen Lauf nehmen, würden sich viele Probleme von selbst erledigen. Nicht wahr? Es gibt wirklich keine Notwendigkeit, besondere Anstrengungen zu unternehmen, uns selbst zu verändern oder unsere Situationen zu steuern. Oder?

Ich fürchte, dass solches Denken genau die Art von verstandesmäßiger Rationalisierung ist, über die Meister Dogen spricht. Zu denken, dass alles in Ordnung ist, das es keine Notwendigkeit gibt, irgendetwas zu tun oder zu ändern, dass es keine Notwendigkeit für Anstrengungen gibt, um einen Zustand des Gleichgewichts zu erreichen, ist genau die Art des fehlgeleiteten Denkens, gegen das wir uns schützen müssen.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich das so direkt sage.

Die Welt verändert sich in jedem Augenblick, und wir sind Teil der sich wandelnden Welt. Wir können uns nicht in einem bequemen Sessel zurücklehnen und die aufrichtigen Anstrengungen der anderen Menschen beobachten, so als ob sie zu einem komischen Film oder einem Spiel gehörten. Wir müssen uns in die Bewegungen des Lebens hineinbegeben. Wir müssen dem sich ständig verändernden Universum folgen, von dem wir ein Teil sind. Indem wir ihm folgen, bewegen wir uns in jedem Augenblick mit dem Universum. Dies bedeutet, dass wir Schritt halten mit den dauernden Veränderungen und den Umständen unseres Lebens. Wenn wir Zazen praktizieren, tun wir genau das. Wir folgen dem Universum direkt hier und jetzt. Es ist unser bestmögliches Leben, wenn wir auf diese Weise ruhig und ehrlich von Augenblick zu Augenblick leben. Dies ist unser natürliches Leben. Es ist eine natürliche Anstrengung, ein solches Leben zu leben: Sie entsteht aus unserem natürlichen Zustand als Mensch.

Leider haben wir die Neigung, diesen natürlichen Zustand zu vergessen und zu verlieren. Wir haben die Angewohnheit, zu viel zu denken und zu viel zu wollen. Wir denken und denken und denken immer mehr - und das oft im Kreis. Denken wird unser ganzes Leben, und wir können nichts außerhalb des Bereichs des Denkens sehen. In einem solchen Leben voller Illusionen betreten wir dann vielleicht in unserer Vorstellung ein erträumtes paradiesisches Reich Gottes. Im vorgestellten Reich Gottes zu wandern ist aber nicht unser natürlicher Zustand.

Es ist nicht unser ursprünglicher Zustand als menschliche Lebewesen. Vielleicht folgen wir aber auch der umgekehrten Richtung und werden übermäßig abhängig von unserem Körper, unseren Gefühlen, von Sex oder Geld, Macht oder Ruhm. Wenn man fortwährend nur im Bereich der Sinne und des Materialismus lebt, ist dies ein Leben, wie es Tiere haben. Es ist auch nicht das wirkliche Gleichgewicht menschlicher Wesen.

Gautama Buddha lehrte uns, wirklich Mensch zu werden. Er riet uns eindringlich, zu unserem natürlichen Zustand, zu unserem ursprünglichen Zustand, zurückzukehren Wenn wir dies tun wollen, erfordert dies einige Anstrengungen. Wir müssen die Kette der Gedanken mit Sorgfalt durchtrennen. Wir müssen unsere Fixierungen auf den Geist oder auf den Körper durch aufrichtiges Handeln auflösen, hier und jetzt. Einige einfache und direkte Bemühungen sind also unbedingt notwendig, und wir sollten uns dieser Tatsache nicht verschließen. Wir sollten uns nicht durch Theorien verführen lassen, die uns Begründungen für Inaktivität und Trägheit liefern. Bemühung und Anstrengung ist sehr wichtig. Es ist das Leben selbst.

Vielleicht ist es nötig, einige Anstrengungen in unserem Leben zu unternehmen. Aber ich frage mich immer noch, in welche Richtung solche Anstrengungen gehen sollen. Zazen zu praktizieren ist eine sehr persönliche Anstrengung, die sich auf uns selbst bezieht. Was ist mit jenen Anstrengungen, die sich nach außen richten? Sollten wir nicht versuchen, die Welt zum Besseren zu verändern, oder sollten wir die Welt und unsere eigene Situation nur sich selbst überlassen und nicht auf eine positive Entwicklung einwirken?

Ich fürchte, es gibt keine festen Regeln, um jeder Lebenssituation gerecht zu werden. Manchmal ist es sinnvoll und richtig zu versuchen, die Welt zum Guten zu verändern, und manchmal ist das nicht möglich. Wir sind immer in einem gewissen Maß an die Bedingungen und Umstände der jeweiligen Situation gebunden. Wir sollten daher unsere Fähigkeit auch nicht überschätzen, unsere Situation vollständig verändern zu können. Es gibt immer Zeiten, wo wir es versuchen müssen. Dann kann die Entscheidung, etwas zu tun, jedoch nicht durch rein verstandesmäßige Überlegungen allein gefällt werden, denn nur durch unsere intuitiven, ganzheitlichen und klaren Entscheidungen ist es möglich, in unterschiedlichen Situationen sinnvoll und wirkungsvoll zu handeln. Ein solcher intuitiver Sinn wird richtig sein, wenn unser Körper und unser Geist richtig sind. Wenn wir im Zustand des natürlichen Gleichgewichts sind, möchten wir vielleicht manchmal versuchen, die Welt zu verändern, und manchmal sollten wir es, um mit Ihren Worten zu sprechen, sein lassen. Beide Situationen sind für uns natürlich. Wir sollten nicht versuchen, unsere Antworten auf die realen Lebenssituationen zu starr festzulegen.

Meister Dogen sagte, dass das Geheimnis des Zazen etwas anderes ist als Denken. Was bedeutet dies?

„Etwas anderes als Denken“ drückt das positive Handeln und Tun aus. Es bedeutet, etwas anderes zu tun, als nur zu denken. Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir damit, unseren Gedanken und Empfindungen nachzulaufen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wir haben kaum Zeit, uns dem eigentlichen Handeln zu widmen. Wenn wir Zazen praktizieren, müssen wir nicht denken und nicht fühlen. Wir handeln nur. Wir sitzen nur. „Nur sitzen“ ist etwas anderes als Denken. Das ist Zazen.

Zu sagen, dass wir nicht denken oder fühlen müssen, erscheint mir doch sehr seltsam. Wenn ich Zazen praktiziere, merke ich, dass meine Gedanken und Gefühle fast genauso weiterlaufen wie vorher.

Ja, das stimmt. Der Zustand in Zazen ist kein Zustand frei von allem Denken und allem Fühlen, sondern ein Zustand, in dem wir schrittweise aufhören, den Gedanken und Gefühlen aktiv oder willentlich nachzujagen. Wenn wir uns anfangs auf dem Kissen niedersetzen, laufen unsere üblichen Muster des Denkens und Fühlens eine Zeitlang weiter. Aber an einem bestimmten Punkt wird die Kette der Gedanken immer häufiger unterbrochen. Es entstehen Lücken beim Herumspringen der Gedanken und diese Lücken werden langsam größer und treten immer häufiger auf, bis wir schließlich einen Zustand der Ruhe, des Gleichgewichts und der Balance erreichen.

Selbst dann sind wir nicht ganz ohne Gedanken und Gefühle, aber die Bilder, die erscheinen, sind sehr einfach und konkret und stören uns nicht weiter. Wir sehen vielleicht einen Punkt auf der Wand oder eine Fliege, die auf dem Boden krabbelt. Wir hören vielleicht die Vögel singen oder fühlen einen deutlichen Schmerz in unseren Beinen. Solche Wahrnehmungen sind nicht mit Denken, Konzepten und Gefühlen überfrachtet. Sie sind sehr direkt und einfach. Sie erscheinen ganz natürlich und verschwinden auch wieder, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Wenn wir diesen Zustand genießen, stören wir nicht den natürlichen Fluss der Bilder und Wahrnehmungen. Wir machen dann keine Anstrengungen, die Bilder, die erscheinen, festzuhalten, zu bekämpfen oder zu manipulieren. Wir vermindern und beenden das gewöhnliche Verhalten, dass wir unseren Gedanken und Empfindungen aktiv oder willentlich nachjagen, und widmen uns ganz dem einfachen Sitzen in Ruhe. Dies meine ich, wenn ich sage, dass wir im Zazen nicht zu denken oder zu fühlen brauchen.

Sollten wir uns also nicht durch unsere Gedanken stören und beunruhigen lassen?

Ja, das ist richtig.

Aber wenn wir uns unserer Gedanken bewusst werden, erscheinen sie sehr bedeutend und oft neurotisch. Wir haben den Eindruck, dass wir die Gedanken nicht steuern und kontrollieren können.

Es gibt keinen Grund, die Gedanken zu kontrollieren. Wenn wir unsere Gedanken kontrollieren wollen, ist dies auch wieder eine andere Art von Denken. Im Zazen sollten wir Denken und Nicht-Denken einfach hinter uns lassen. Wir sollten nur aufrichtig in unserem Sitzen sein. Das ist das Geheimnis des Zazen.

Aber wie können wir das tun?

Indem wir darauf achten, dass unser Rücken gerade und senkrecht aufgerichtet ist. Dies erscheint Ihnen vielleicht zu einfach, aber es ist der Kern unserer Bemühungen im Zazen. Wir benötigen keine ausgefeilten Methoden, um unseren Geist auf etwas zu konzentrieren oder den Körper im Gleichgewicht zu halten. Die richtige Haltung einzunehmen und ehrlich aufrecht zu sitzen bedeutet, direkt in den Zustand des Gleichgewichts zu gelangen. Wenn Sie also merken, dass Sie denken, sollten Sie sich an Ihre Sitzhaltung erinnern. Ist Ihr Rücken aufgerichtet? Sind Sie etwas zur rechten oder linken Seite geneigt? Aufrichtig zu sitzen ist nur eine Frage von wiederholten einfachen Anpassungen. Aufrichtig sitzen ist „nur sitzen“. Das ist alles. Es gibt keine sensationellen verborgenen oder mystischen Bedeutungen. Es ist genauso einfach, wie es sich anhört: „nur sitzen“. Und dies bedeutet einfach, mit dem ganzen Körper und Geist zu sitzen. Aber das hat eine große positive Wirkung auf unser Leben, ganz von allein.

Wie lange sollten wir Zazen praktizieren?

Ich empfehle normalerweise 45 Minuten am Morgen und wenn möglich, 30 oder 45 Minuten abends. Aber zuerst mag dies viel zu lang sein. Sitzen Sie daher so lange, wie Sie können. Vielleicht sind dies am Anfang nur fünf oder zehn Minuten. Aber wenn Sie jeden Tag praktizieren, werden die Sitzperioden von allein länger, auch weil Sie sich immer wohler dabei fühlen. So kann man zum Beispiel heute fünf Minuten und morgen zehn Minuten sitzen usw., wie es Ihnen möglich ist.

Was ist, wenn es während der fünf oder zehn Minuten nur Geschwätz und Durcheinander im Kopf gibt?

Wir müssen nicht zwischen Zazen unterscheiden, das voll von Geschwätz ist, und Zazen, das ruhig und gelassen ist. Die ersten fünf Minuten mit fortwährendem Geschwätz sind genauso wichtig wie die letzten Minuten der ruhigen Gelassenheit. Manchmal ist Zazen ruhig, manchmal ist Zazen unruhig. Beide Situationen sind grundsätzlich dasselbe. Wir brauchen daher keine Sorge zu haben, eine bestimmte Ebene oder einen bestimmten Zustand der Gelassenheit zu erreichen. Dies wird sich mit der Zeit ganz von selbst einstellen. Das Ziel der Praxis ist nur zu praktizieren. Es ist gut am Anfang und gut am Ende. Zazen ist Zazen.

Ich möchte gern jeden Tag Zazen sitzen, aber ich habe einen anstrengenden Beruf und eine Familie, so dass ich normalerweise von morgens bis in die Nacht hinein tätig bin. Es erscheint mir nicht möglich zu sein, regelmäßig zu praktizieren.

Zeit für die Praxis von Zazen zu finden ist meist eine Frage der Organisation und Veränderung der Prioritäten im Leben. Allerdings haben wir alle unsere speziellen Probleme und unsere besonderen Anforderungen. Wir müssen daher Lösungen finden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Ich denke, dass wir normalerweise einen Weg finden können zu praktizieren, selbst wenn wir sehr beschäftigt sind, wenn wir nur den ehrlichen Wunsch haben, dies zu tun.

Wenn wir zu beschäftigt sind, jeden Tag zu praktizieren, gibt es vielleicht andere Übungen, die wir stattdessen im täglichen Leben tun können, die dieselbe Wirkung wie Zazen haben. Sollten wir zum Beispiel versuchen, mit geradem Rücken zu sitzen, wenn wir arbeiten?

Die richtige Haltung ist bei all unseren Aktivitäten sehr wichtig. Wenn Sie erschöpft sind und sich abgespannt fühlen, strecken Sie Ihren Rücken und richten Sie ihn gerade auf. Meist hat dies schon eine gute Wirkung auf Ihre geistige und körperliche Situation. Wir sollten jedoch nicht auf einer solchen Haltung beharren, wenn sie unsere Aktivitäten und unsere Arbeit stört oder unmöglich macht. Wenn Sie zum Beispiel zu sehr mit Ihrem Rücken beschäftigt sind, während Sie Gemüse für die Mahlzeit zubereiten, schneiden Sie sich vielleicht in den Finger, weil Sie nicht aufpassen. Alles, was Sie tun, tun Sie es mit ganzem Herzen. Dies ist eine gute Praxis, eine Art von Zazen. Aber dies zu lernen ist natürlich recht schwierig. Deswegen müssen wir Zazen praktizieren. Es gibt wirklich keinen Ersatz für Zazen.

Aber wenn es wirklich zu schwierig ist .. .

Die Situation ist sehr einfach, wirklich. Wenn sie schwierig ist, solltest du praktizieren. Wenn das unmöglich ist, geht es halt nicht.

Ich finde es schwierig, die Beziehung zwischen Zazen und dem täglichen Leben zu verstehen. Wenn wir praktizieren müssen, um in ein natürliches Gleichgewicht zu gelangen, scheint es mir, als ob wir ununterbrochen praktizieren müssten, um dies aufrecht zu erhalten. Verschwindet der Zustand des Zazen nicht sofort, wenn wir die Praxis beenden?

Nein, es setzt sich eine Zeit lang fort und verändert unser alltägliches Leben.

Warum?

Weil der Zustand in Zazen keine künstlicher ist, den wir auf dem Kissen erst herstellen müssten. Es ist, wie ich schon häufiger sagte, unser natürlicher Zustand, unser ursprünglicher Zustand. Wenn wir daher in Zazen in unser ursprüngliches Gleichgewicht zurückkehren, wird dies danach eine Zeit lang weiter anhalten, auch wenn die Praxis selbst schon vorbei ist. Dieses Gleichgewicht bleibt mit uns verbunden und folgt uns auf natürliche Weise. Meister Dogen verglich dies mit dem Läuten einer Glocke: Wenn wir die Glocke läuten, setzt sich der Klang noch eine ganze Weile fort. Die Schwingungen der Übungspraxis tragen uns durch die danach folgende Zeit, und wir können daher fortlaufend im natürlichen Gleichgewicht leben.

Mein Problem ist, dass ich manchmal sehr schläfrig werde, während ich Zazen praktiziere. Was soll ich tun?

Du solltest aufwachen.

Vielleicht ist mein Problem ähnlich, aber ich fühle mich nicht schläfrig in Zazen, sondern ich fühle mich nur unwohl. Ich finde es wirklich sehr langweilig, 45 Minuten still zu sitzen und auf die Wand zu starren. Es ist sehr schwer für mich, mit dieser Langeweile fertig zu werden.

Das Problem der Langeweile ist sehr interessant. Diese moderne Welt, in der wir leben, schätzt Abwechslung außerordentlich hoch. Die Menschen suchen immer nach Intensität, Dramen, Interessantem und Neuem. Wir suchen nach Abwechslung und Spannung im Bereich des Denkens und der körperlichen Freuden und wir werden unruhig in Situationen, die keine speziellen Anreize bieten, es fehlt dann der gedankliche oder sinnliche Kick. Dies ist unsere moderne Orientierung, unser Verhalten oder unsere Sichtweise. Wenn wir daher unsere ersten Erfahrungen im Zazen machen, ist es natürlich, dass wir das vielleicht langweilig finden.

Vielleicht können wir uns eine Zeit lang selbst unterhalten mit unseren Gedanken, Bildern oder mentalen Fantasien, danach beschäftigt uns wahrscheinlich das Problem unserer Schmerzen in den Beinen und in unserem Rücken. Aber früher oder später werden wir der Langeweile begegnen. Ich glaube, diese Begegnung mit der Langeweile ist sehr wichtig, denn in gewissem Sinne ist das Leben selbst ja langweilig. Aber die Langeweile verschwindet nach einer Zeit und macht einer inneren Ruhe und Gelassenheit Platz, und was vorher langweilig war, wird dann immer lebendiger und spannender.

Gautama Buddha lehrte uns, dass das Leben Handeln ist. Es ist vor allem nur handeln, handeln, handeln, eine Handlung nach der anderen. Die Handlungen bestehen darin, morgens aufzustehen, sich zu waschen und das Frühstück zu essen. Das Leben ist Essen, Schlafen und das Waschen unserer Kleidung. Solche Handlungen haben keinen Unterhaltungswert. Sie sind sehr einfach, wiederholen sich immer und erscheinen vielleicht monoton. Und es scheint ermüdend zu sein, immer dieselben Dinge zu tun, Tag für Tag, Jahr für Jahr, aber, ob ermüdend oder nicht, solche Aktivitäten sind die Grundlage des Lebens. Das ist das buddhistische Verständnis, die buddhistische Sichtweise und Orientierung. Buddha-Dharma sagt, dass das Leben Essen, Schlafen und das Waschen der Kleidung ist. Essen, Schlafen und das Waschen der Kleidung sind die Essenz des Lebens in der wirklichen Welt.

Wenn wir daher die wirkliche Welt kennen lernen wollen, müssen wir sie so sehen, wie sie ist. Wir müssen lernen, die einfachen und scheinbar ermüdenden Handlungen zu schätzen, die die wirkliche Grundlage des Lebens, unserer Kultur und unserer Zivilisation sind. Eine solche Sichtweise ist das Gegenteil zu der üblichen Sichtweise der heutigen Zeit. Um diese Sichtweise zu erlangen, müssen wir eine radikale Änderung, um nicht zu sagen eine Revolution in unserem Körper und Geist vollziehen. Eine solche Revolution kann vor allem durch die Praxis des Zazen erreicht werden. Zazen kann uns den Wert der scheinbar langweiligen Aktivitäten lehren. Zazen kann uns lehren, die einfachen Handlungen, die die Grundlage des Lebens sind, zu schätzen und Freude daran zu haben.

Wenn wir Zazen praktizieren, können wir sowohl die Langeweile als auch die aufgeregte Spannung hinter uns lassen. Zunächst hängen wir vermutlich an unseren bisherigen Denkmustern. Wir suchen wahrscheinlich spannende Dinge, selbst beim einfachen Tun des Sitzens, aber nach einer gewissen Zeit werden wir diese sogenannten aufregenden Dinge und die Langeweile vergessen. Dann werden wir entdecken, dass Zazen überhaupt nicht langweilig ist, sondern das Leben selbst. Bei dieser einfachen Entdeckung können wir die wahre Bedeutung des Lebens finden. Wir können erkennen, was zu tun ist und was nicht zu tun ist, und zwar ganz klar. Wir können das tun, was getan werden muss, und das vermeiden, was nicht getan werden sollte. Wir können ein neues Leben beginnen, ein Leben des buddhistischen Handelns. Dann werden wir viel mehr Freude im Leben haben.

Wenn Sie daher Zazen langweilig finden, ist es möglich, dass Sie das Herz des Buddhismus selbst berühren und dies ist ein gutes Zeichen. Laufen Sie nicht davon weg. Begegnen Sie ihm direkt. Werden Sie ein Freund der Langeweile und haben Sie Freude an der Langeweile. Wenn Sie den Wert der Langeweile entdecken können, werden Sie den Wert des Zazen finden. Dann wird sich Ihr ganzes Leben ändern.

Wird die Revolution, von der Sie sprechen, uns notwendigerweise bewusst, wenn sie stattgefunden hat?

Wir müssen diese Revolution nicht unbedingt bewusst erkennen. Zazen zu praktizieren ist diese Revolution selbst. Zazen zu praktizieren bedeutet, auf Zazen zu vertrauen. Zazen zu praktizieren ist das sichtbare Zeichen, dass diese Revolution bereits stattgefunden hat. Aber es ist nicht der eine große Wurf. Wir müssen fortfahren, Zazen jeden Tag zu praktizieren. Indem wir dies jeden Tag tun, halten wir die Revolution und die gute Entwicklung in unserem Körper und Geist in Gang. Es ist dann klar, dass wir in einer neuen Welt leben, dies ist Welt des buddhistischen Handelns.

Sie sagten, dass Zazen zu praktizieren bedeutet, dass man auf Zazen vertraut. Ist es notwendig, an den Buddhismus zu glauben, um Zazen zu praktizieren? Können wir einfach Zazen praktizieren, ohne dass wir irgendetwas mit Glauben zu tun haben?

Wir denken normalerweise, dass der Glaube eine Sache des Geistes ist und eine Sache des Denkens. Aber ich meine, dass Glauben und Vertrauen mehr als eine Angelegenheit des Denkens ist. Es ist etwas, das wir tun. Es ist aufs engste mit unserem Handeln verbunden. Daher bedeutet das Praktizieren von Zazen bereits, dass wir auf Zazen vertrauen. Wenn Sie Zazen praktizieren wollen, sind Sie bereits Buddhist. Wenn Sie nicht Zazen praktizieren wollen, sind Sie noch kein Buddhist. Unser Handeln und unser Verhalten lehren uns, an was wir wirklich glauben.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Begegnung mit dem wahren Drachen (Teil 1)
Aus dem gleichnamigen Buch, erscheint demnächst

Unter seinen vielen Werken von Meister Dogen ist vielleicht im Fukan Zazengi die genaueste Erklärung der buddhistischen Praxis enthalten. Es war sein erstes Werk, nachdem er von China nach Japan zurückgekehrt war, und es enthält den Kern seines praktischen als auch theoretischen Verständnisses des Zazen. Während seiner Lehrtätigkeit in Japan überarbeitete Meister Dogen Fukan Zazengi viele Male und schließlich verfasste er die populäre Ausgabe, die heute bekannt ist. In der folgenden Übersetzung werden Sie hoffentlich die wahre Bedeutung des Zazen und den wahren Geist der Lehren von Meister Dogen finden. Ich hoffe, dass diese Worte Sie motivieren werden, den wahren Geist in Ihrem eigenen Leben zu finden.
FUKAN ZAZENGI – RUFUBON
Allgemeine Richtlinien für Zazen, populäre Ausgabe

Wenn wir jetzt nach der Wahrheit fragen, [ist die Antwort, dass] sie grundsätzlich überall gegenwärtig ist. Weshalb sollten wir dann auf die Übungspraxis und die Erfahrung angewiesen sein? Das grundlegende Fahrzeug [zur Verwirklichung] existiert aus sich selbst heraus. Warum sollten wir daher große Anstrengungen darauf verwenden? Die ganze Wirklichkeit geht weit über den Staub und Schmutz [der Welt] hinaus. Wer könnte an ein Mittel glauben, sie zu reinigen? Grundsätzlich sind wir nie von unserem Ziel entfernt. Welchen Nutzen hätte da auch nur die geringste Übungspraxis?

Und doch, wenn es nur die kleinste [Vorstellung einer] Trennung gibt, ist [die Wahrheit] so weit entfernt wie der Himmel von der Erde. Wenn nur die geringste Gegensätzlichkeit aufkommt, verliert sich der Geist in der Verwirrung. Jemand mag stolz auf sein Verständnis sein, er mag Großes verwirklicht, die Wahrheit erlangt und den Geist geklärt haben, aber selbst wenn er mit seinem Willen bis an den Himmel stößt, hat er den kraftvollen Weg [der Befreiung], der über den Körper hinausgeht, nahezu verloren, solange es ihm noch gefällt sich im Bereich des Denkens und der Begriffe zu bewegen.


Im ersten Absatz bestätigt Meister Dogen die grundsätzlich positive und optimistische Einstellung der buddhistischen Lehre zum Menschen und zur Welt. Die Wahrheit ist überall, alle Dinge und alle Menschen sind Teil dieser vollkommenen Welt, des vollkommenen Universums, des vollkommenen Dharma. Daher leben wir immer im Zustand der Vollkommenheit.
Aber Meister Dogen warnt uns: Es gibt einen Unterschied zwischen der Welt der buddhistischen Lehre und der wirklichen Welt, wie wir sie tatsächlich erfahren. In unserem täglichen Leben begegnen wir vielen verwirrenden und widersprüchlichen Situationen, und es ist dann schwierig, mit Vertrauen und Klarheit zu handeln.

Wir zögern vielleicht, handeln zu schnell oder zu langsam. Wir geraten dann aus dem Takt des Gesetzes des Universums und alle unsere Anstrengungen scheinen nur die Abtrennung von der harmonischen und ausgewogenen Welt der Wahrheit zu verstärken und unüberwindlicher zu machen. In einer solchen Situation ist die dualistische Wahrnehmung des Verstandes nur von geringem Wert. In der Tat führt unsere Tendenz als Menschen, zu unterteilen, zu kategorisieren und in allen Situationen zwischen gut und schlecht zu unterscheiden, dazu, dass wir immer mehr in Verwirrung geraten und unfähig sind, zu handeln.

Viele Menschen sind sich dieser Tatsache nicht bewusst. Sie können den Unterschied zwischen Theorie und Wirklichkeit nicht erkennen, zwischen Denken und Handeln. Diese Verwirrung führt sie vielleicht zu großen Illusionen und Hirngespinsten, z. B. dem Glauben, dass sie Erleuchtung erlangt haben. Weil sie nicht zwischen Theorie und wirklicher Welt unterscheiden, denken sie, dass Erleuchtung eine Sache des Wissens und Verstehens ist.

Sie verstehen vielleicht die buddhistische Lehre oder sie glauben, dass sie sie verstanden haben. Aber tatsächlich sind sie ganz im Bereich des Denkens und der Fantasie eingesperrt: Nur ihr Kopf sucht nach der Wahrheit, nicht aber der ganze Mensch. Solche Menschen wissen nichts über das Reich der großen Wahrheit, die den ganzen Körper und Geist umfasst. Sie wissen nichts von der großartigen Welt des Handelns.

Dies trifft selbst auf den großen Weisen vom Jeta-Hain zu. Noch [heute] können wir die Spuren der sechs Jahre erkennen, in denen er aufrecht [in Zazen] saß. Und wir hören noch die Geschichte [von Bodhidharma], der neun Jahre vor der Wand saß und im Shôrin-Kloster das Siegel des [Buddha-]Geistes weitergab. Wie könnten wir Menschen heute in unseren Anstrengungen nachlassen, wenn sogar die alten Meister so gehandelt haben? Deshalb solltet ihr aufhören, nach Erklärungen zu suchen, die Schriften zu studieren und Wörtern nachzulaufen. Lernt vielmehr, einen Schritt zurückzutreten, lenkt das Licht [eures Selbst nach Innen] und lasst es sich [dort] widerspiegeln. Dann werden Körper und Geist von selbst abfallen, und euer ursprüngliches Gesicht wird sich direkt offenbaren. Wenn ihr dies erlangen wollt, praktiziert es sofort.

Auch Gautama Buddha und Meister Bodhidharma praktizierten Zazen und daher sollten wir ihrem Beispiel folgen. Wir müssen aufhören, zu versuchen, die Wahrheit allein durch Denken, verstandesmäßige Anstrengungen und Grübeln zu erreichen, denn das ist nicht möglich. Wir müssen in der Tat in die entgegengesetzte Richtung gehen. Meister Dogen glaubte, dass uns unsere Anstrengungen im Leben in zwei Richtungen führen können. Normalerweise erkennen wir nur eine Richtung als die für uns positive Alternative.

Wir möchten Fortschritte machen, vorwärts gehen, mehr bekommen und mehr wissen, immer weiter und immer weiter. Aber Meister Dogen ging davon aus, dass wir die Richtung unseres Lebens ändern müssen, um die umfassende Wahrheit zu finden. Wir müssen zuerst einen Schritt zurücktreten. Wenn wir Zazen praktizieren, gehen wir zurück zu einem einfachen und ursprünglichen Zustand.

Im Zazen hören wir auf, irgendetwas bekommen zu wollen, an irgendetwas festzuhalten oder irgendetwas haben zu wollen. In Zazen können wir alles loslassen, und wenn wir alles losgelassen haben, sitzen wir einfach. Dann erscheint unser ursprüngliches Gesicht. Wir zeigen uns uns selbst. Wir sind in unserem eigenen spiegelnden Licht gebadet. Dies ist eine Erfahrung, die nicht mit Worten beschrieben werden kann. Der Zustand des Zazen ist letztlich unfassbar. Um diesen unfassbaren Zustand zu erreichen, müssen wir es einfach tun. Wie können wir es tun? Meister Dogen gibt hierzu sehr genaue Anweisungen:

Für die Übungspraxis des [Za-]Zen ist ein ruhiger Raum geeignet. Esst und trinkt nicht zu viel. Gebt alle Bindungen auf und ruht euch von den Pflichten des Alltags aus. Denkt nicht an Gut und Böse oder an Falsch und Richtig. Hört auf, über die Dinge nachzudenken, und lasst alle Begriffe und Vorstellungen los. Versucht nicht, Buddha zu werden! Wie könntet ihr [Zazen] mit dem [gewöhnlichen] Sitzen oder Liegen vergleichen?

In der Regel breitet man eine feste Matte aus, wo man sitzen will, und legt auf die Matte ein rundes Sitzkissen. Man kann entweder den vollen oder den halben Lotossitz einnehmen. Im vollen Lotossitz legt man zuerst den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel und dann den linken Fuß auf den rechten Oberschenkel. Im halben Lotossitz legt man nur den linken Fuß auf den rechten Oberschenkel.

Kleider und Gürtel sollen locker und doch wohl geordnet sein. Danach legt man den rechten Handrücken auf den linken Fuß und dann die linke Hand in die rechte Handfläche. Die beiden Daumenspitzen berühren sich. Haltet dann den Körper aufrecht und sitzt gerade so, dass ihr weder nach rechts noch nach links und weder nach vorn noch nach hinten geneigt seid. Es ist wichtig, dass Ohr und Schulter sowie Nase und Nabel eine gerade senkrechte Linie bilden. Die Zunge sollte den oberen Gaumen berühren. Sowohl die Lippen als auch die Zähne liegen an- und aufeinander. Die Augen solltet ihr immer ein wenig offen halten.

Atmet leise durch die Nase ein und aus. Wenn sich der Körper in der richtigen Position befindet, atmet einmal tief aus und pendelt zu Anfang nach links und rechts. Wenn ihr dann still und unbeweglich sitzt, »denkt aus dem Grund des Nicht-Denkens«. »Wie kann man aus dem Grund des Nicht-Denkens denken? Es ist nicht [wie das gewöhnliche] Denken.« Dies ist die wesentliche Kunst des Zazen. In Zazen zu sitzen bedeutet nicht, Zen-Konzentration zu erlernen. Es ist einzig das Dharma-Tor des Friedens und der Freude. Es ist die Praxis und Erfahrung, in der das Erwachen vollkommen verwirklicht wird.

In Zazen sollten wir nicht denken und sollten wir nicht fühlen. Wir sitzen einfach. Wir sitzen mit Ehrlichkeit, mit dem ganzen Körper und Geist. Sitzen ist kein Denken und kein Nicht-Denken. Es ist etwas, das Denken und Fühlen überschreitet und überflüssig macht. Dieses Etwas ist das Handeln in Zazen. Es ist etwas anderes als Denken. Dies ist das Geheimnis des Zazen.

Die kosmische Ordnung verwirklicht sich [beim Zazen] unmittelbar, ohne das geringste Hindernis und ohne die geringste Einschränkung. Wenn ihr dies wirklich erfasst, werdet ihr wie die Drachen in ihrem Gewässer und wie die Tiger auf ihrem Berg sein. Ihr müsst vor allem wissen, dass Unklarheit und Zerstreuung sofort verschwinden, wenn sich die wahre Wirklichkeit auf natürliche Weise vor euch offenbart.

In Asien sind Drachen und Tiger Symbole der Kraft und der Würde. Aber sie können ihre Kraft nur in ihrer natürlichen Umgebung entfalten. Drachen erhalten ihre Kraft aus dem Wasser. Ein Tiger, der im Schatten des Berges steht, ist stolz und unbesiegbar. Wenn wir Zazen praktizieren, erhalten wir die Kraft und Würde unseres natürlichen Zustandes. Wir werden stark und wir sind bereit, zu handeln oder nicht zu handeln, wie es die Lage erfordert. In einem solchen Zustand verschwinden die unausgewogenen Bedingungen von Körper und Geist, die dazu führen, dass wir entweder zu passiv oder zu aggressiv und verwirrt sind.

Wenn ihr euch nach dem Sitzen erhebt, bewegt den Körper langsam und steht ruhig auf. Seid ohne Hast. Seit längst vergangenen Zeiten haben sich die Alten der Kraft dieser Praxis anvertraut. Sie gingen weit über »Gewöhnliches« und »Heiliges« hinaus und starben, während sie saßen oder standen. Außerdem könnt ihr nicht mit dem Denken und Unterscheiden erfassen, wie sich das Erwachen in einem Augenblick durch das stumme Hochhalten eines Fingers, durch [das Fallen] eines Mastes, einer Nadel oder [durch das Lehren des Dharmas] mit Hilfe eines Holzblockes ereignet.

Dasselbe gilt für die Erfahrung des Einklangs [mit Buddha] durch das Hochhalten eines Hossu, einer Faust, eines Stocks oder [durch das Ausstoßen] eines Schreis. Wie könntet ihr dies durch die Praxis und Erfahrung wunderbarer Kräfte verstehen? Das würdevolle Verhalten [der Meister] mag jenseits von Klang und Form sein. Wie könnte es nicht ganz andere Maßstäbe geben, die vor dem [unterscheidenden] Wissen und der Wahrnehmung existieren? Deshalb solltet ihr nicht sagen, dass Wissen hervorragend und Dummheit minderwertig sei, und nicht zwischen intelligenten und beschränkten Menschen unterscheiden. Vielmehr solltet ihr eure Anstrengungen einzig [auf Zazen] richten, denn dies ist wirklich das Bemühen um die Wahrheit. Diese Praxis und Erfahrung ist auf natürliche Weise rein, und euer Tun wird ausgeglichen und stetig sein.

Die buddhistischen Meister haben durch die Praxis des Zazen jene Kräfte wieder erlangt, die eigentlich die ursprüngliche Natur aller menschlichen Lebewesen sind. Davon ist die Überwindung des Unklaren und Relativen die wichtigste Kraft, also die Rückkehr zu einem Handeln, das jenseits der dualistischen Wahrnehmungen und Erklärungen der Wirklichkeit ist. Dies ist Buddha-Handeln, die Einheit mit der wirklichen Welt. Als die großen Meister der Vergangenheit dies erreicht hatten, wurden alle ihre Handlungen der einfache direkte Ausdruck der Wahrheit.

Oft haben sie die Wahrheit in eigenartiger Weise zum Ausdruck gebracht. Meister Gutei streckte z. B. immer einen Finger hoch, wenn er gebeten wurde, das Unerklärbare zu erklären. Der Bodhisattva Manjusri schlug mit einem kleinen Holzhammer auf einen Holzblock und rief: „Dies ist die Wahrheit." Andere Meister benutzten einen Hossu (einen Stab mit einem Pferdebusch für Zeremonien), sie benutzten ihre Faust oder stießen plötzlich einen Schrei aus, um die Wahrheit, die hier und jetzt existiert, auszudrücken.

Die Umstände, unter denen dieses Handeln geschah und die Fähigkeiten die Meister, eins mit den Umständen zu werden und sie doch zu überschreiten, wird für uns immer ein Geheimnis bleiben, bis wir denselben Zustand erlangt haben. Um dies zu tun, müssen wir nur Zazen praktizieren. Wenn wir ehrlich und aufrichtig in Zazen sitzen, können wir die Wahrheit sofort verwirklichen. Aufrichtig im Augenblick zu handeln ist die Überwindung der Dualität. Daher sind Praxis und Erfahrung oder Praxis und Erleuchtung eine Einheit. Es kann keine Trennung von Praxis und Erfahrung geben, wenn wir mit ganzem Herzen im Gegenwärtigen Augenblick handeln.

Im Allgemeinen haben [die Vorfahren im Dharma] dieser Welt und anderer Sphären, sowohl in Indien als auch in China, gleichermaßen die Buddha-Haltung bewahrt und legten ihren Schwerpunkt einzig auf diese Tradition unserer Schule. Sie haben allein das Sitzen praktiziert und wurden von der Stille angezogen. Deshalb solltet ihr ausschließlich Zazen üben und euch um die Wahrheit bemühen, selbst wenn es [in dieser Welt] unendlich viele Unterscheidungen und Verschiedenheiten gibt. Weshalb solltet ihr euren Sitz im eigenen Haus ablehnen, um ziellos in den staubigen Gegenden fremder Länder umherzuirren? Wenn ihr einen einzigen falschen Schritt tut, geht der jetzige Augenblick an euch vorbei.

Die Worte „ziellos in den staubigen Gegenden fremder Länder umherzuirren“ beziehen sich auf eine berühmte Geschichte im Lotus-Sutra. Sie handelt von dem Sohn eines reichen Mannes, der außerhalb seines Vaterlandes völlig verarmt umherzog und seine wahre Identität und seine großen Möglichkeiten und Chancen gar nicht kannte. Eines Tages wollte es der Zufall, dass er in sein Heimatland zurückkam. Als der reiche Mann den Jungen sah, wusste er sofort, dass dies sein lange vermisster Sohn war.

Aber er wagte es nicht, sich dem Jungen direkt zu nähern, weil er fürchtete, dass dieser erschrecken und dann wieder aus dem Land fliehen würde. Daher stellte er seinen Sohn als einen normalen einfachen Arbeiter ein und unterstütze und förderte ihn schrittweise mit immer schwierigeren Aufgaben, bis er schließlich sein Stellvertreter wurde. Jetzt hatte der Sohn seinen normalen Zustand erreicht. Er hatte seinen natürlichen Geisteszustand wiedererlangt und daher erzählte der reiche Mann ihm, dass er sein Sohn sei, weil er nicht mehr befürchten musste, ihn wieder zu verlieren.

Der Sinn dieser Geschichte liegt darin, dass alle Menschen die Buddhanatur haben, aber sie sind sich dieser Tatsache meist nicht bewusst. Sie wandern in weit entfernten Ländern der Illusionen herum, so dass sie ihr eigenes Land nicht wieder erkennen, obgleich sie in jedem Augenblick mitten darin leben. Wenn wir Zazen praktizieren, können wir direkt in unser Heimatland zurückkehren. Wir erkennen diese Tatsache vielleicht nicht sofort, aber wenn wir mit unseren Anstrengungen für längere Zeit fortfahren, werden wir eines Tages sicher erkennen, dass wir bereits zu Hause sind. Wir werden entdecken, dass wir in der Tat die Buddhanatur haben, dass die Buddhanatur hier und jetzt an diesem Ort der Übungspraxis existiert, wo immer dieser auch sein mag.

Habt ihr nicht euren menschlichen Körper als das wesentliche [Werkzeug] empfangen? Verschwendet nicht eure Zeit! Bewahrt und behütet den Kern der Buddha-Wahrheit. Wer wollte da flüchtige Freuden genießen, die wie Funken vom Feuerstein springen? Nicht nur das, euer Körper wie ein Tautropfen auf einem Grashalm ist. Das Leben gleicht einem aufblitzenden Lichtstrahl. Plötzlich ist es verschwunden und verloren in einem Augenblick. Deshalb bitte ich euch, edle Gefährten, die ihr [die Wahrheit] durch die Erfahrung erforscht: Erschreckt nicht vor dem wahren Drachen, weil ihr euch an seine Abbilder gewöhnt habt.

Richtet eure Anstrengungen auf den Weg, der direkt zugänglich und unkompliziert ist. Verehrt die Menschen, die aufgehört haben, (nur) zu studieren und die nichts mehr suchen (, weil sie alles haben). Lebt im Einklang mit der Wahrheit der Buddhas und werdet wahrhaftige Nachfolger des Samâdhi der großen Meister. Wenn ihr dies lange genug praktiziert, werdet ihr es sicherlich selbst (erlangen). Dann wird sich die Schatzkammer des Dharma auf natürliche Weise öffnen, und ihr werdet [seine Schätze]empfangen und benutzen können, so wie es euch gefällt.
Hier endet das Fukan Zazengi.

Dienstag, 10. Juni 2008

Nichts Falsches tun und die buddhistischen Gelöbnisse (Teil 2)

Fragen und Antworten

Bei mir gibt es immer noch Unklarheiten über die Beziehung zwischen den Gelöbnissen und dem wirklichen Leben. Wenn wir uns nicht im gegenwärtigen Augenblick auf die Gelöbnisse stützen, wie können wir dann überhaupt hoffen, die Gelöbnisse einzuhalten?

Ich fürchte, wir können das nicht. Die Gelöbnisse vollständig einzuhalten ist eine hoffnungslose Angelegenheit. Je strenger wir das versuchen, desto schwieriger wird es. Gautama Buddha, Meister Dogen und die großen alten Meister haben alle den Versuch aufgegeben, die Gelöbnisse absolut und vollständig einzuhalten. Dies klingt wirklich seltsam, aber es ist wahr. Sie fanden nämlich, dass sie die Gelöbnisse nicht durch ihre bewussten Bemühungen befolgen konnten und sie gingen das Problem daher aus einer ganz anderen Richtung an: Sie fanden, dass ihr Leben einfach und klar wurde, wenn sie jeden Tag Zazen praktizierten. Sie fanden in der Tat, dass es dann sogar unmöglich ist, die Gelöbnisse nicht zu befolgen. Sie haben die Gelöbnisse gewissermaßen indirekt durch die Übungspraxis des Zazen eingehalten.

In unserem Leben müssen wir Augenblick für Augenblick Entscheidungen treffen. Sie sind also unmittelbar und daher abhängig von dem Zustand unseres Körpers und Geistes im Gegenwärtigen Augenblick und von der Umgebung. Wenn unser Körper und Geist im Gleichgewicht und in der richtigen Haltung sind, spiegeln unsere Handlungen dies wider. Wenn wir selbst „richtig“ und im Gleichgewicht sind, sind unsere Handlungen ebenfalls richtig. Daher ist der einzige Weg, die Gelöbnisse einzuhalten, unseren Körper und Geist durch die Übungspraxis des Zazen zu verändern. Wenn wir Zazen praktizieren, kommt unsere ursprüngliche Natur zum Vorschein – unsere Buddhanatur. Wir sind dann in jedem Augenblick in Harmonie mit dem Universum. In einem solchen Zustand ist es für uns dann unmöglich, die Gelöbnisse zu brechen. Wenn wir Zazen praktizieren, werden wir zu einem Menschen, der die Gelöbnisse überhaupt nicht missachten kann.

Sie haben erwähnt, dass die moralische Ordnung in den meisten Religionen auf dem Wort Gottes beruht. Was ist die Grundlage der buddhistischen Moral?

Die Grundlage der buddhistischen Moral ist die Wirklichkeit selbst. Dies ist die Ordnung des Universums und es sind die Tatsachen des Lebens, mit denen wir in jedem Augenblick zu tun haben. Für einen Buddhisten ist es das Wichtigste, diese Tatsachen sehr klar und genau zu sehen. Es geht darum, die reale Situation so zu erkennen, wie sie wirklich ist. Die buddhistische Moral ist dort, in dieser Situation selbst enthalten. Mit anderen Worten hat die buddhistische Moral keine andere Grundlage als die buddhistische Moral selbst. Um das zu verstehen, müssen wir erkennen, dass Moral kein theoretisches oder intellektuelles Problem ist. Moral ist vor allem ein praktisches Problem des Handelns, ein wirkliches Problem. Es ist das Problem, was wir hier und jetzt tun, und die Antwort ist in dieser Situation selbst enthalten. Dies ist eine Tatsache und Tatsachen sind die Grundlage der buddhistischen Moral.

In einem früheren Vortrag sagten Sie, dass es das Eingangstor zum buddhistischen Leben ist, wenn man die Gelöbnisse empfängt. Was bedeutet es, die Gelöbnisse zu empfangen?

Die Gelöbnisse zu empfangen bedeutet: die formale Bestätigung unseres Willens, den buddhistischen Lehren zu folgen und unsere klare Entscheidung, Buddhist zu werden. Wir „empfangen“ dabei diese Gelöbnisse von unserem Meister in einer besonderen Zeremonie, um diese Entscheidung sichtbar zu machen.

Könnten Sie die Zeremonie beschreiben?

Ja, es ist eine einfache Zeremonie. Zu Anfang sagen diejenigen, die die Gelöbnisse empfangen, dass die Natur des Lebens sich dauernd verändert und dass sie die großen Gelöbnisse des Gautama Buddhas empfangen wollen. Dann spricht der Meister jedes Gelöbnis laut vor und fragt den Schüler, ob er es einhalten kann. Der Meister fragt dieselbe Frage dreimal und der Schüler muss jedesmal antworten: „Ja, ich kann.“ Wenn die Gelöbnisse so übertragen worden sind, sitzt der Schüler als Empfänger dieser Gelöbnisse auf dem Platz des Meisters und der Meister lobt ihn, dass er die Gelöbnisse empfangen hat, und sagt, dass jene, die die Gelöbnisse empfangen haben, unmittelbar den Zustand von Gautama Buddha erlangen. Sie stehen dann auf derselben Ebene wie Buddha. Sie sind dann Söhne und Töchter von Gautama Buddha. So werden die Empfänger der Gelöbnisse Buddhisten und Schüler des Meisters.

Es ist also eine einfache Zeremonie, aber ich glaube, dass sie sehr wichtig ist. Unser Leben erhält seine Form durch unsere Handlungen. Wenn wir entscheiden, den buddhistischen Lehren zu folgen, sollten wir diese Entscheidung formal bekräftigen, und die Zeremonie erfüllt genau diesen Zweck. Sie lässt unsere Entscheidung Wirklichkeit werden und gibt eine bestimmte Kraft und Energie, die uns sonst fehlen würde. Aufrichtige Buddhisten im Geist zu sein, ist gut, aber es ist natürlich nötig, dass wir diese Aufrichtigkeit in unserem Verhalten und Handeln verwirklichen und nicht nur im Geist. Buddhismus ist nicht nur eine Theorie, sondern etwas Wirkliches, etwas Aktives. Wenn wir daher den Buddha-Dharma studieren wollen, müssen wir etwas tun, denn Theorie allein reicht nicht. Zazen zu praktizieren ist genau dieses Tun. Die Gelöbnisse zu empfangen, ist ebenfalls ein solches Tun. Durch diese Handlungen können wir die buddhistische Wahrheit erkennen und verwirklichen. Durch solches Handeln können wir wirkliche Buddhisten werden. Wenn wir die Gelöbnisse empfangen, können wir ein Leben des klaren Handelns, ein buddhistisches Leben, beginnen.

Ich verstehe, dass der Buddhismus eine praktische Einstellung zur Moral und zu den Gelöbnissen hat, aber wenn wir unsere Fähigkeit, die Gelöbnisse einzuhalten, bezweifeln, was sollen wir dann tun? Sollen wir den Buddhismus dann so lange beiseite lassen, bis wir mehr Vertrauen zu uns selbst haben?

Wenn wir den aufrichtigen Willen und die Motivation haben, die Gelöbnisse einzuhalten, ist es überflüssig, die Frage nach unserer Fähigkeit zu stellen, ob wir dies tun können. Die Gelöbnisse immer im Bewusstsein zu haben ist sehr wichtig, aber sie manchmal nicht einzuhalten, ist keine ewige Sünde. Es ist nur die Folge bestimmter konkreter Situationen in unserem Leben. In unserem langen Leben werden wir vielen solchen Situationen begegnen. Als Buddhisten erkennen wir diese Tatsache ruhig an und gleichzeitig bestätigen wir unsere Absicht, die Gelöbnisse während unseres gesamten Lebens einzuhalten. Dies ist unser Weg. Wir empfangen die Gelöbnisse und bestätigen sie und kennen ihren Wert und ihren Sinn in unserem Leben. Wir schätzen die Gelöbnisse, aber wir haben deswegen keine Ängste. Dies ist die Lehre von Meister Dogen, dies ist unser Weg. Die Gelöbnisse sind kein Selbstzweck, sondern sie sollen uns beim Handeln und Entscheiden in unserem Leben helfen.

Freitag, 6. Juni 2008

Nichts Falsches tun und die buddhistischen Gelöbnisse (Teil 1)

Ich denke, wie wir in unserem Leben handeln, ist ein zentrales Problem der Philosophie, Religion und des Lebens selbst. Viele Religionen betrachten Moral als die unbedingte Pflicht, die moralischen Gesetze Gottes einzuhalten. Dann ist Moral eine spirituelle Frage, ein Problem des Bewusstseins und des guten Denkens gegenüber dem schlechten Denken. Der Buddhismus hat ein anderes Verständnis von Moral. Moral ist aus der Sicht eines Buddhisten nicht eine Frage des richtigen Denkens, sondern vor allem des richtigen Handelns. Ob etwas richtig oder falsch ist, wird nicht im Geist entschieden, sondern in der wirklichen Welt.

Die buddhistische Haltung gegenüber moralischen Problemen ist daher nicht spirituell oder idealistisch. Sie ist sehr praktisch und bodenständig. Eine solche Einstellung mag manche Menschen verwirren, die glauben, dass die Frage der Moral im Geist gelöst werden muss, aber im Geist hat die Moral keine Wirklichkeit und keine Substanz. Nur in der wirklichen Welt des Handelns kann Moral wirklich sein. Wir mögen zahllose gute und pietätvolle Gedanken hegen, aber wenn unser Handeln nicht richtig ist, ist solches Denken völlig nutzlos. Diese buddhistische Haltung mag ziemlich hart erscheinen, aber ich denke, wir benötigen sie, wenn wir lernen wollen, richtig zu leben.

Meister Dogen drückte die buddhistische Haltung in Bezug auf die Moral auf viele verschiedene Weisen aus. Ein Kapitel des Shobogenzo heißt „Erzeugt kein Unrecht“. Es fängt mit den Worten an:

„Ein alter Buddha lehrt: Vielfältiges Unrecht nicht zu erzeugen, die vielen Arten des richtigen Handelns achtungsvoll zu tun, macht das Herz auf natürliche Weise rein, dies lehren alle Buddhas.“

Der Schwerpunkt bei diesem Satz ist das Tun und vor allem, kein Unrecht zu tun. Erzeuge daher kein Unrecht, tue Recht. Später in demselben Kapitel gibt es eine Geschichte von einem Mann mit Namen Rakuten Haku. Er war ein berühmter Dichter, der den Buddhismus unter Meister Choka Dorin studierte. Eines Tages fragte er den Meister:

Was ist der große Sinn des Buddha-Dharma?“ Meister Dorin antwortete:
Kein Unrecht zu erzeugen und das Rechte zu tun.“
Rakuten Haku sagte, erstaunt über die einfache Antwort:

Wenn das so ist, kann selbst ein dreijähriges Kind diese Worte sagen.“

Meister Dorin antwortete:

„Selbst wenn ein dreijähriges Kind diese Wahrheit sagen kann, kann ein erfahrener Mann von achtzig Jahren sie nicht vollständig verwirklichen.“

Hier findet man wieder die Betonung auf dem Handeln gegenüber dem Denken und Reden. Aus buddhistischer Sicht ist das Denken darüber, was richtig und falsch ist, etwas vollständig anderes als das richtige oder falsche praktische Handeln. Denken ist nur eine Übung für das Gehirn. Richtig und falsch zu praktizieren ist das Leben selbst.

Diese Haltung ist sehr interessant, wenn wir die buddhistischen Gelöbnisse anschauen. Die Gelöbnisse sind Regeln für das richtige Verhalten und sagen uns, was wir tun sollen und was wir nicht tun sollen. Was halten wir von den Gelöbnissen, wenn Denken und Tun so unterschiedlich sind? Können verstandesmäßige Maßstäbe unser Handeln steuern? Dies ist eine wichtige Frage. Um die buddhistische Antwort zu verstehen, sollten wir zuerst wissen, was die Gelöbnisse sind. Wir sollten sie konkret untersuchen und ihre Praxistauglichkeit für unser tägliches Leben bedenken. Dann werden wir in der Lage sein, das Verhältnis von buddhistischer Moral und den Gelöbnissen zu verstehen, und gleichzeitig finden wir die wahre Bedeutung der Gelöbnisse in unserem Leben.

Um die Gelöbnisse zu verstehen, sollten wir uns ihren Ursprung in Indien vergegenwärtigen. Die buddhistische Gemeinde oder Sangha wuchs und entwickelte sich damals recht schnell. Die einfachen Regeln und Richtlinien, die von Gautama Buddha angeregt worden waren, mussten erweitert und ergänzt werden, um den wachsenden, verschiedenartigen und z. T. schwierigen Situationen und Problemen der Mitglieder der Gemeinschaft gerecht zu werden. Als es immer mehr Regeln gab, wurde es jedoch zunehmend schwieriger, frei und direkt zu handeln. Jeder Bereich des gemeinschaftlichen Lebens wurde dann durch solche Gesetze geregelt, zum Schluss gab es 250 Regeln für Mönche und 350 für Nonnen.

Diese komplizierte Ausgangslage war teilweise Ursache für das Entstehen des Mahayana-Buddhismus. Viele Priester und Laien fühlten, dass die übertriebene Beachtung der vielen Regeln und Gelöbnisse den ursprünglichen Geist von Gautama Buddhas Lehren erstickt hatte, und sie wandten sich daher 400 Jahre nach seinem Tod von dem Orden der Älteren ab und gründeten einen neuen Orden. In diesem Orden wurde das Ideal des Bodhisattva sehr wichtig. Ein Bodhisattva ist ein Mensch, der die Wahrheit des Buddhismus intuitiv und klar erkennt und sich deren Verwirklichung in seinem täglichen Leben widmet und vor allem den anderen hilft. In einem solchen Leben müssen die Regeln für das Verhalten relativ breit angelegt und flexibel gefasst sein, damit sie praktikabel sind und im Alltag in den verschiedensten Situationen angemessen sind.

Daher wurde die große Anzahl der Regeln und Vorschriften in 16 grundsätzlichen Gelöbnissen zusammengefasst, sie sind auch als die Bodhisattva-Gelöbnisse bekannt. Dass man diese Gelöbnisse empfängt, ist der Einstieg in das buddhistische Leben und Handeln in der wirklichen Welt.
Die sechzehn Gelöbnisse sind in drei Gruppen eingeteilt: die drei sogenannten Zufluchten, die drei allgemeinen Gelöbnisse und die zehn Grundgelöbnisse. Die drei Zufluchten beziehen sich auf Buddha, Dharma und Sangha; Buddha bezieht sich vor allem auf den Menschen Gautama Buddha.

Als Buddhisten fühlen wir eine große Hingabe zu dem Mann, der die Freiheit, Wirklichkeit und Wahrheit vor ca. 2.500 Jahren erlangte, der diese Wahrheit als Religion entwickelte und der den Menschen die Methode lehrte, dieselbe Freiheit und Wahrheit in ihrem eigenen Leben zu finden. Die Wahrheit wurde seit Gautama Buddhas Zeit von vielen Menschen verwirklicht. Sie wurden alle Buddha. Sie alle fanden die Wahrheit durch ihr eigenes Bestreben und Handeln. Sie gaben die buddhistischen Lehren durch die Jahrhunderte weiter bis in die heutige Zeit. Wir sind ihnen sehr dankbar. Wenn wir uns selbst Buddha hingeben, geben wir uns allen Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und jenen, die in Zukunft kommen werden, hin, den Buddhas der drei Zeiten.

Hingabe dem Dharma gegenüber ist Hingabe an das Universum selbst, und das Universum hat seine Ordnung, seine Schönheit und seine Regeln. Als Buddhisten versuchen wir die Ordnung des Universums selbst zu verwirklichen. Wir verpflichten uns dieser Ordnung und wir widmen uns diesen Regeln des Universums. Das ist die Hingabe zum Dharma, und die Hingabe zum Dharma ist die Grundlage des Buddhismus.

Die Hingabe zum Sangha bezieht sich auf die Mönche, Nonnen und Laien des buddhistischen Ordens. Gautama Buddha lehrte uns, unsere Partner im buddhistischen Leben zu ehren. Er lehrte uns Hingabe gegenüber der Gemeinschaft, der Gesellschaft und jenen, die die Wahrheit suchen.

Die zweite Gruppe sind die drei allgemeinen Gelöbnisse. Das erste ist die Beachtung der Gesetze der Gesellschaft. Jede Gemeinschaft hat ihre Regeln und Gesetze. Wenn wir den Gesetzen unserer Gesellschaft nicht folgen, wird unser Leben wahrscheinlich durcheinander geraten. Daher sollten wir als Buddhisten die Gesetze der Gesellschaft grundsätzlich achten und befolgen.
Das zweite allgemeine Gelöbnis wird die Achtung des Dharma genannt. Dharma ist das Gesetz des Universums. Wenn man die Gesetze des Universums beachtet, bedeutet dies angemessenes Handeln in allen Situationen. Es bedeutet, ganz einfach gesagt, das Richtige zu tun und das Falsche nicht zu tun. Daher kann die Einhaltung des Dharma auch moralisches Handeln genannt werden. Es gibt viele soziale Regeln, aber wir müssen den Regeln der Moral folgen, welche die soziale Situation überschreiten. Wir müssen einer Moral folgen, die auf dem Gesetz des Universums selbst beruht.

Das dritte Gelöbnis dieser Gruppe besagt, dass wir für die Rettung aller Lebewesen leben und arbeiten. Der Buddhismus lehrt uns, dass wir Teil des Universums sind, und wir sind daher nicht isoliert, sondern Teil eines großen, gewaltigen lebenden Systems, das sich in allen Teilen des Universums und in allen Wesen widerspiegelt. Dies bedeutet, dass alle Lebewesen im Universum gemeinsame Eigenschaften haben und Teil einer essenziellen Natur sind, die nicht benannt oder definiert werden kann. Wenn wir daher unsere wahre Natur als menschliche Lebewesen verwirklichen wollen, ist es für uns natürlich, für das zu sorgen, was wir mit allen Wesen gemeinsam haben. Es ist also natürlich für uns, für die Rettung aller Lebewesen tätig zu sein.

Die drei Zufluchten und die allgemeinen Gelöbnisse sind sehr weit und umfassend angelegt, aber vielleicht etwas zu abstrakt. Daher gibt es zehn weitere Grundgelöbnisse. Sie sind enger und verdichtet und haben einen sehr konkreten Inhalt. Es sind die zehn folgenden:

1. Zerstöre kein Leben:
Wir alle sind lebendig. Das Leben durchdringt das ganze Universum und dies ist in einem bestimmten Sinne das Leben selbst. Leben zu zerstören bedeutet also einen Teil des Universums zu zerstören, einen Teil von uns selbst. Wir sollten nicht das zerstören, das ein Teil von uns ist und von dem wir ein Teil sind. Wir sollten kein Leben zerstören.

2. Stehle nicht:
Wir haben unseren eigenen Platz in der Welt, unsere eigene Stellung und unser Eigentum. Wir sollten nicht das nehmen, was jemand anderem und nicht uns gehört, wir sollten nicht stehlen. Wir sollten nur das nehmen, was uns gegeben ist.

3. Begehre nicht maßlos:
Wir alle haben Wünsche und Begierden. Wünsche und Begierden sind ein wichtiger Teil unseres Lebens, aber übertriebene und maßlose Begierden sind die Quelle des Unglücks. Sie zerstören unsere Ausgeglichenheit und machen uns im Leben abhängig und unglücklich. Wir sollten daher das Wesen der Wünsche und Begierden erkennen, und wir sollten nicht zulassen, dass sie unser Leben beherrschen. Wir sollten nicht maßlos begehren.

4. Lüge nicht:
Wir leben im Universum, und das Universum ist die Wahrheit selbst. Wahrheit und Ehrlichkeit sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir nicht ehrlich sind, können wir niemals unsere wahre Situation im Universum finden. Wenn wir daher die Wahrheit finden wollen, müssen wir ehrlich sein. Wir dürfen nicht lügen.

5. Verdiene deinen Lebensunterhalt nicht durch den Verkauf von Alkohol:
Alkohol hat die Tendenz, das Gleichgewicht von Körper und Geist zu zerstören. Alkohol an andere zu verkaufen mag die Ursache dafür sein, dass sie ihr Ziel und Gleichgewicht im Leben verlieren. Wir sollten unseren Lebensunterhalt daher nicht mit dem Verkauf von Alkohol, Drogen oder Dingen, die anderen in dieser Welt schaden, verdienen.
Ich habe übrigens einige Zweifel wegen der Korrektheit dieses Gelöbnisses. Ich habe den Eindruck, dass die ursprüngliche Fassung so lautet, dass man keinen Alkohol trinken soll. Als der Buddhismus von Indien in die Länder China und Japan gelangte, wurde dieses Gelöbnis wohl geändert, um den dortigen Bedingungen gerecht zu werden. In den nördlichen Ländern wird Alkohol als wichtige Hilfe angesehen, um in den kalten Wintermonaten zu überleben. Daher glaube ich persönlich, dass es wichtig ist, zu vermeiden, Alkohol überhaupt oder zumindest im Übermaß zu trinken. Aber wir sollten das Gelöbnis trotzdem in der Form beachten, in der es an uns übermittelt wurde.

6. Rede nicht über die Fehler anderer:
Als Buddhist versuchen wir unser Bestes zu tun, ein buddhistisches Leben zu führen. Dabei machen wir aber oft Fehler. Es mag eigenartig klingen, aber unsere Fehler resultieren häufig direkt aus unseren Anstrengungen, unser Bestes zu geben. Dies ist eine einfache Tatsache des Lebens. Wenn wir also Fehler bei anderen sehen, sollten wir sie nicht sofort kritisieren, denn ihre Fehler könnten einfach ein Ergebnis ihrer Anstrengungen in ihrem Leben sein. Wir sollten grundsätzlich nicht über die Fehler anderer reden.

7. Lobe dich nicht selbst und erniedrige nicht andere:
Die moderne Psychologie sagt uns, dass die meisten von uns eine Art von Überlegenheits- oder Minderwertigkeitskomplex haben. Daraus ergibt sich die Tendenz, uns selbst oder andere zu loben und zu erhöhen oder zu kritisieren und zu erniedrigen. Wir sind aber alle menschliche Wesen. Wenn wir diese einfache Tatsache erkennen, ist es unmöglich, andere für ihre Fehler herabzusetzen und zu erniedrigen. Indem wir uns selbst loben, verschwenden wir unnütz Zeit und Energie.

8. Sei nicht geizig, wenn du die buddhistischen Lehren oder andere Dinge weitergibst, sondern gib den anderen reichlich:
Wir haben die Tendenz, mehr haben zu wollen, als wir bereits besitzen. Wir wollen mehr Lehren, wir wollen mehr Dinge. Aber wenn wir unsere Lage klar sehen, erkennen wir, dass wir Teil des großen wunderbaren Universums sind. Wir haben bereits alles, was wir benötigen. In einer solchen Situation ist es natürlich, anderen zu geben. Wir sollen daher die Lehren und unseren Reichtum mit anderen teilen. Wir sollten freigebig sein und ohne Selbstsucht geben und uns daran erinnern, dass dies ein natürliches Handeln aus unserer wirklichen Situation heraus ist.

9. Werde nicht wütend:
Viele von uns neigen dazu, auch bei geringen Anlässen aufbrausend zu sein und wütend zu werden. Obgleich dies ein normaler Teil unseres Charakters zu sein scheint, ist Wut kein natürlicher Zustand. Es ist keine natürliche Form unseres Lebens. Im Buddhismus versuchen wir, unsere Ausgeglichenheit und Mitte zu finden und zu halten. Starke negative Gefühle haben zur Folge, dass dieses Gleichgewicht zerstört wird. Sie bringen die natürliche Balance von Körper und Geist durcheinander. Wir sollten diese Tatsache nicht vergessen. Wir sollten nicht wütend werden.

10. Missbrauche nicht die drei höchsten Werte Buddha, Dharma und Sangha:
Sie sind die Grundlagen des buddhistischen Lebens. Wir müssen sie ehren, schätzen und uns ihnen hingeben.

Die Gelöbnisse auf diese Weise aufzulisten ist ziemlich trocken und langweilig. Sie sind philosophisch nicht besonders aufregend oder brillant, denn sie sind sehr einfach und direkt. Ich denke, dass sich in ihnen die grundsätzliche Natur der buddhistischen Religion widerspiegelt. Buddhismus ist eine sehr praktische Religion. Sie konzentriert sich darauf, dass wir den richtigen Weg finden zu leben. Aber leider ist dies keine einfache Aufgabe, denn wir neigen dazu, Fehler zu machen, und leiden dann an den Folgen. Die Gelöbnisse wurden entwickelt, um solche Fehler vermeiden zu helfen.

Sie haben Ähnlichkeit mit einem Schutzzaun, der eine große, wundervolle Wiese umschließt. Sie sind sozusagen der Zaun für die Kühe auf der Weide und so lange wir innerhalb dieses Schutzzauns bleiben, ist unser Leben sicher und ruhig und wir können uns frei bewegen. Aber sobald wir einen Schritt außerhalb des Zauns machen, finden wir uns auf schwankendem, gefährlichem Grund wieder. Wir sind dann in eine gefährliche Lage geraten und sollten zur Weide zurückkehren. Daher können wir sagen, dass die Gelöbnisse eine wesentliche Hilfe für ein zufriedenes und glückliches Leben sind und keine lebensfeindlichen Verbote.

Es gibt jedoch dabei noch ein Problem. Wir müssen uns fragen, ob die Gelöbnisse ihren Zweck wirklich erfüllen? Können die Gelöbnisse wirklich unser Handeln in der Welt steuern? Sind sie wirklich brauchbar? Die Antwort scheint nicht in den Gelöbnissen selbst zu liegen, sondern in unserer Einstellung zu ihnen. Wenn die Gelöbnisse zweckmäßig sind, muss unsere Haltung ihnen gegenüber das auch sein. Dies bedeutet, dass wir es nicht als Hauptziel unseres Lebens ansehen sollten, die Gelöbnisse einzuhalten. Vielleicht klingt es ein wenig seltsam, aber das es ist die buddhistische Auffassung. Meister Dogen sagt, dass wir die Gelöbnisse einhalten und rein bleiben sollten.

Aber gleichzeitig ist es falsch, wenn wir dies als die wichtigste Praxis und als alleiniges Ziel ansehen. Wir sollten nicht glauben, dass wir dadurch die Freiheit und Wahrheit erlangen werden. Die Gelöbnisse einzuhalten und rein zu bleiben ist der konkrete Weg, der von den Mönchen befolgt wird, und die übliche Lebensweise der Schüler Buddhas, und wir sollten dies daher in Zufriedenheit so praktizieren. Sie sind eine gute Sache, aber sie dürfen nicht als das alleinige Fundament des Buddha-Dharma angesehen werden. Die Gelöbnisse dürfen also nicht zum Selbstzweck werden.

Vielleicht erscheint diese Einstellung zu pragmatisch und kompromissbereit. Viele Religionen sind hierbei wesentlich strenger, denn bei ihnen gilt es oft als Sünde, die Gebote zu übertreten, und eine Sünde gilt gleichzeitig als ein Verbrechen gegen Gott. Daher ist es ihnen zufolge von ganz zentraler Bedeutung, die Gebote ganz genau einzuhalten. Demgegenüber scheint die buddhistische Einstellung vielleicht zu weich und zu flexibel zu sein. Pragmatisch zu sein mag unser Leben angenehmer gestalten, aber ist es wirklich die Aufgabe einer Religion, pragmatisch zu sein? Der Buddhismus besteht darauf, dass eine solche wirklichkeitsnahe Haltung für unser Leben absolut notwendig ist.

Unser Leben ist von großer Vielfalt und Komplexität, und wenn wir die Gelöbnisse zu starr anwenden, verlieren wir möglicherweise die Freiheit, kraftvoll und richtig zu handeln, und darauf kommt es an. Wir leben hier und jetzt und daher benötigen wir Regeln, die hier und jetzt anwendbar sind. Wir müssen unsere Gelöbnisse in jedem Augenblick anwenden. Die Wirklichkeit ist aber sehr veränderlich und vielfältig, so dass auch unsere Regeln veränderlich und flexibel sein sollten. Wahre Regeln müssen in der wirklichen Welt sinnvoll funktionieren. Die Gelöbnisse müssen daher im Einzelnen variabel anwendbar sein, aber gleichzeitig im Grundsatz feststehen und klar sein. Dies ist genau die Natur der buddhistischen Gelöbnisse. Sie helfen uns, korrekt zu leben. Sie geben uns einen Rahmen, der genaue und klare Grenzen hat, und wir sind trotzdem frei, Augenblick für Augenblick in den verschiedenen Situationen des Lebens korrekt zu handeln.
Ein chinesischer Priester sagte einmal: „Keine Regel ist unsere Regel.“ Dieser Satz drückt das buddhistische Verständnis genau aus. Die Gelöbnisse sind für uns wertvoll. Sie können uns vor und nach dem Handeln helfen, aber im Augenblick der Gegenwart, dann, wenn wir wirklich handeln, können wir uns nicht auf eine Regel stützen. Wir müssen unsere Entscheidung unmittelbar treffen, je nach der Situation. Im Gegenwärtigen Augenblick ist ohne Gelöbnis zu sein, unser Gelöbnis: „Keine Regel ist unsere Regel.“