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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Freitag, 25. Dezember 2009

Fukan zazengi, Teil 2
Meister Myozen und Meister Dôgen in China,

Leider erkrankte Meister Myozen schon nach etwa zwei Jahren des gemeinsamen Aufenthaltes in China schwer und starb im Kloster Tendozan Keitoku-ji am 27. März 1225.

Meister Dôgen setzte seine Reise zu verschiedenen chinesischen buddhistischen Tempeln danach allein fort. Er hoffte, einen wahren buddhistischen Meister zu finden, um das zu erlangen, was er so sehr anstrebte. Am 1. Mai 1225 begegnete Meister Dôgen dann Meister Tendô Nyojô, der inzwischen der Meister des Klosters Tendozan Keitoku-ji geworden war. Er erkannte in ihm schlagartig seinen wahren Meister und studierte und praktizierte Buddhismus unter Tendô Nyojôs Leitung bis zu seiner Rückkehr nach Japan im Jahr 1227.

Die Tatsache, dass Meister Dôgen mit Meister Tendô Nyojô zusammentraf, ist von größtem Wert für den Buddhismus. Bevor Dôgen nämlich Tendô Nyojô begegnet war, praktizierte er Zazen mit der Vorstellung, dass man zielgerichtet und mit großer Anstrengung die Erleuchtung erringen müsste. Dies unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von der wahren Praxis des Zazen. Dass Meister Dôgen überhaupt nach China ging, ist seiner großen Aufrichtigkeit und Sorgfalt sich selbst gegenüber zu verdanken, und dass er bis dahin die sogenannte Erleuchtung tatsächlich nicht erlangen konnte.
Die buddhistischen Lehren Tendô Nyojôs unterschieden sich vollständig von dem, was Dôgen bis dahin kennengelernt, aber auch, was er in China erwartet hatte. Wie er in Kapitel 30, „Das Bewahren der reinen Praxis“ (Gyôji), im Shôbôgenzô beschreibt, sagte Meister Tendô Nyojô mit großer Bestimmtheit:

„Zazen zu praktizieren bedeutet nur, Körper und Geist fallen zu lassen. Es ist nicht notwendig, dass wir Räucherwerk anzünden, Buddhas Namen rezitieren, unsere Sünden bekennen oder überhaupt Sûtras lesen. Aber wenn wir nur sitzen, ist alles schon von Anfang an erreicht worden.“

Diese Worte bedeuten, dass die Zazen-Praxis das vegetative Nervensystem ins Gleichgewicht bringt und dass wir das einengende Bewusstsein von Körper und Geist verlieren. Wenn wir nur Zazen praktizieren, verwirklicht sich schon von Anfang an einfach und direkt die Freiheit vom eingeengten Bewusstsein des Körpers und Geistes. Diese Erkenntnis ist einer der wichtigsten Kernpunkte der buddhistischen Lehre überhaupt.

Das wahre Zazen dient also niemals nur als Werkzeug und Methode, um das große Ziel der Erleuchtung zu erlangen. Die Zazen-Praxis ist gerade nicht nur ein Instrument oder Hilfsmittel, das sich von dem angestrebten Ergebnis der Praxis, nämlich der Erleuchtung, trennen lässt, sondern Zazen ist die erste Erleuchtung selbst. Die willensmäßige Konzentration auf das Ziel der Erleuchtung ist also völlig sinnlos und zerstört gerade die wahre Zazen-Praxis. Zazen ist nur das Handeln des Sitzens im gegenwärtigen Augenblick selbst.

Samstag, 19. Dezember 2009

Allgemeine Richtlinien zur Zazen-Praxis von Meister Dôgen (Fukan zazengi), Teil 1

Meister Dôgen wurde im Jahr 1212 buddhistischer Mönch und trat in das Kloster Enryaku-ji in Kyoto ein, wo er etwa drei Jahre lang lebte. Ihm wurde jedoch mit der Zeit klar, dass die buddhistische Lehre in Enryaku-ji damals zu sehr auf intellektuelle Überlegungen konzentriert war, weshalb er zu Meister Eisai ins Kloster Kennin-ji ging.

Meister Dôgen im japanischen Kloster Kennin-ji
Weil dieses Kloster zur Übertragungslinie des Rinzai gehört, können wir annehmen, dass Meister Dôgen von seinem Meister ein Kôan erhielt, dessen Bedeutung er während der Zazen-Praxis immer wieder durchdachte, um auf diese Weise zur Erleuchtung zu gelangen. Dieses Vorgehen unterscheidet sich jedoch von der Praxis des wahren Zazen, die er später sehr genau kennenlernte und herausarbeitete.

Meister Dôgen besaß einen scharfen Verstand und ein genaues Beobachtungsvermögen, sodass es bei ihm zu keinen Täuschungen und Illusionen darüber kam, ob er die sogenannte Erleuchtung wirklich erlangt hatte oder nicht. Daher erkannte er zu seinem Bedauern ganz klar, dass er trotz größter Anstrengung nicht so etwas Ähnliches wie die Erleuchtung erfahren hatte. Wir können sicher vermuten, dass ihn diese Erkenntnis stark beunruhigte.

Wahrscheinlich hatte Meister Dôgen daraufhin erhebliche Zweifel, ob die Form des Zazen, die damals in Japan praktiziert wurde, überhaupt geeignet für die Erleuchtung sei. Infolgedessen ist bei ihm wohl der Wunsch aufgetaucht, nach China zu gehen, um dort die wahre buddhistische Übungspraxis des Zazen zu erlernen. Butsuju Myozen, der Nachfolger von Eisai als Meister des Klosters Kennin-ji, hatte offensichtlich genau dieselben Gedanken wie Meister Dôgen. Butsuju Myozen hegte ebenfalls die große Hoffnung, durch eine Reise nach China das Wesen des wahren chinesischen Buddhismus und vor allem des Zazen direkt zu erfahren.

Daher entschieden sich Meister Myozen und Meister Dôgen, gemeinsam nach China zu reisen, um dort die Erleuchtung zu erlangen, die in Japan offensichtlich nicht möglich war.

Montag, 19. Oktober 2009

Der Mensch Gautama Buddha , Teil 4
Gautama Buddhas Erleuchtung


Gautama Buddha hatte am eigenen Leibe erfahren, dass ein asketisches Leben völlig sinnlos ist, um Erleuchtung zu erlangen, und darüber hinaus sogar schwere körperliche und geistige Zerstörungen anrichtet. Daher verließ er den Wald des asketischen Lebens in aller Entschiedenheit. Die dort übenden Asketen waren sicher, dass Gautama Buddha den Wald des asketischen Lebens verließ, weil es ihm letztlich an Ausdauer, Disziplin und Willen mangelte und daher verlachten sie ihn und überhäuften ihn mit Verachtung und Vorwürfen.

Wir können jedoch davon ausgehen, dass Gautama Buddha die starke und reine Absicht im Sinn hatte, die Wahrheit zu suchen und es gab sicher bei ihm nur den festen Willen, diese Wahrheit zu erlangen. Daher hatte Gautama Buddha die Askese abgebrochen, ohne überhaupt weiter von der Kritik der anderen Asketen Notiz zu nehmen. Das Asketentum hatte sich als Sackgasse erwiesen.

Als Gautama Buddha sich dann völlig entkräftet am Ufer des kleinen Flusses Nairanjana vorwärts schleppte, bemerkte ein kleines Mädchen mit Namen Sujata den siechen und bemitleidenswerten Zustand von Gautama Buddha und bot ihm Haferschleim zum Essen an, den sie bei sich trug.

Als Buddha den Haferschleim gegessen hatte, fühlte er sich schon etwas kräftiger, und sein Körper und Geist erholten sich langsam. Er begann nun auf einem anderen Weg nach der Wahrheit zu streben, indem er bei der alten in Indien weit verbreiteten Yoga-Praxis anknüpfte. Gautama Buddha benutzte dabei eine Yogahaltung, die als die beste und wirkungsvollste angesehen wird. Diese Sitzpraxis ist dieselbe, die bis in die heutige Zeit beim Zazen verwendet wird.

Nachdem er eine solche Praxis mehrere Jahre fortgesetzt hatte, saß er an einem Wintermorgen im Zazen und bemerkte mit einem Mal, dass er nicht mehr im Bereich der Gedanken und Wahrnehmung weilte, sondern dass er nur im Bereich der Wirklichkeit lebte. Diese Wirklichkeit war die Wahrheit, die er so lange gesucht hatte!

In einem wichtigen Sutra heißt es, dass "Berge, Flüsse, Gras und Bäume vollkommen die Wahrheit geworden sind" und im Shobogenzo von Meister Dogen heißt es in derselben Weise:

"Berge, Flüsse und die Erde sind zur Wahrheit geworden".

Daher können wir verstehen, dass Gautama Buddha plötzlich die vollkommen eindeutige und klare Erfahrung machte, dass diese Welt genau die Wirklichkeit ist und dass diese Welt genau die Wahrheit selbst ist. Was wir in unserem Gehirn erzeugen, wird niemals die volle Wahrheit werden und was wir durch unsere Sinneswahrnehmungen aufnehmen, kann ebenfalls niemals die ganze, umfassende Wahrheit oder Wirklichkeit sein.

Was wir genau im gegenwärtigen Augenblick tun, ist die Wahrheit und ist genau die Wirklichkeit. Daraus wird schlagartig klar, dass die beiden großartigen westlichen Philosophien des Idealismus und Materialismus niemals die volle Wahrheit sein können. Sie sind nur eine Art von Vorstellung oder Illusionen im Vergleich zum Handeln im gegenwärtigen Augenblick, durch das wir direkt in die Wirklichkeit und die Wahrheit kommen.

Das Handeln, das wir im gegenwärtigen Augenblick vollziehen, ist die wirkliche Existenz des Universums und daraus ergibt sich zwingend die Einheit des menschlichen Handelns mit dem realen Universum als die Wirklichkeit selbst. Dies ist eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick und dies ist genau die Erleuchtung.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Der Mensch Gautama Buddha, Teil 3

Abschied vom Leben in seiner Familie und vom Königspalast

Nachdem Gautama Buddha lange Zeit hin und her überlegt hatte, entschied er sich endgültig, seine Familie zurückzulassen und ein religiöser Mönch zu werden. Haus und Familie zu verlassen bedeutet, dass ein Mann oder eine Frau Mönch oder Nonne wird, um ganz der spirituellen Wahrheit zu folgen. Ich nehme an, dass Gautama Buddha sich viele Gedanken und Sorgen darüber gemacht hatte, ob es moralisch zu vertreten sei, die Familie zu verlassen und nicht mehr für sie zu sorgen und sie nicht mehr unterstützen zu können.

Aber es erschien ihm unmöglich, dem Streben nach der Wahrheit nicht zu folgen, denn dies war seit langer Zeit sein großes Ziel: Er wollte den Menschen in der Welt helfen und sie retten, indem er selbst die wirkliche Wahrheit der Welt gefunden hatte und mit ihnen teilen konnte. Als er 29 Jahre alt war, sagte er seinem Diener mit dem Namen Channa, dass dieser sein weißes Pferd in den Garten des Palastes bringen solle. Dann verließ Gautama Buddha den Palast unbemerkt, er hatte seine Familie vorher nicht über seine Pläne eingeweiht, um Tatsachen zu schaffen, die unumkehrbar waren.

Der Diener Channa folgte Gautama Buddha zu einem Hain mit dem Namen Anupiya und dort gab Gautama Buddha Channa den Befehl, zu seinen Eltern und seiner Familie zurückzukehren. Der Diener nahm die wertvollen Kleider Gautama Buddhas auf dessen Bitte mit sich, weil dieser sie nicht mehr tragen wollte. Er wollte eine einfache Hausloser werden, der keinen Besitz und nichts Kostbares sein eigen nannte. So machte sich Gautama Buddha auf, nach der Wahrheit zu forschen.

Die beiden Denker und Lehrer von Gautama Buddha

Am Anfang seiner Suche nach der Wahrheit ging Gautama Buddha zu einem Denker mit Namen Alara Kalama, der nahe der Stadt Vaisali mit seinen ca. 300 Schülern lebte. Er war vermutlich kein Brahmane und ein Denker mit einer neuen Lehre. Er behauptete von sich, dass er "den Zustand nichts zu haben" erlangt hatte. Was ist damit gemeint, „nichts zu haben“?

Wir Menschen haben im allgemeinen immer ein Verlangen nach bestimmten Dingen, aber Alara Kalama vertrat mit Nachdruck und sicher überzeugend den hohen moralischen Wert, nicht irgendeine Sache oder überhaupt materielle Dinge haben zu wollen und nicht an ihnen zu hängen. Im Allgemeinen haben die Menschen starkes Begehren etwas zu besitzen und eine solche Schwäche ist manchmal wirklich sehr gefährlich und macht die Menschen blind. In diesem Sinne lehrt uns Alara Kalama, nicht gierig zu sein und sich von materiellen Dingen nicht abhängig zu machen.

Gautama Buddha widmete sich dieser Lehre mit ganzer Hingabe und verstand schon bald, dass der Ansatz von Alara Kalama doch sehr intellektuell und nicht sehr praktisch für unser Leben war. Er empfand diese Lehre daher als einseitig. So entschloss er sich, fort zu gehen und einen anderen Denker und Philosophen aufsuchen.

Dieser zweite Denker, den Buddha anschließend besuchte, war Udraka Ramaputra. Es wird berichtet, dass er nicht weit entfernt von dem Ort des Alara Kalama lebte, aber die Überlieferung ist in diesem Fall nicht ganz gesichert, weil auch andere Orte infrage kommen. Der Name Udraka Ramaputra bedeutet “das Kind von Rama“ und es wird überliefert, dass dort insgesamt ca. 700 Schüler mit diesem Lehrer zusammenlebten. Er selbst war von seiner Lehre tief überzeugt und besaß für viele Schüler eine große Anziehungskraft. Seine Lehre kann wie folgt bezeichnet werden: "Der Zustand des Nicht-Denkens/des nicht Nicht-Denkens". Dies hört sich kompliziert an und könnte Folgendes bedeuten: "Der Zustand, in dem man Denken und Sinneswahrnehmung überschreitet".

Wir können annehmen, dass diese beiden ersten Lehrer und Denker im Bereich des abstrakten Denkens verharrten, obgleich sie zumindest teilweise durchaus realistische Philosophien vertraten. Gautama Buddha fand es jedoch schwierig, ihre philosophischen Sichtweisen als Realismus anzunehmen, der auch für unser praktisches Leben geeignet ist.

Gautama Buddhas Suche nach der Wahrheit als Asket.

Obgleich Gautama Buddha von Alara Kalama die Lehre "des Zustandes, nichts zu haben" erhalten hatte, die eine Gelassenheit oder gar Gleichgültigkeit gegenüber jedem Eigentum beinhaltet und von Udraka Ramaputra gelernt hatte, "den Zustand des Nicht-Denkens/des nicht Nicht-Denkens zu überschreiten", waren diese Philosophien der beiden Denker doch sehr intellektuell und nicht sehr praktisch und wenig auf die Realität zugeschnitten. Weil Gautama Buddha jedoch sehr praktisch veranlagt war, konnte er durch die Lehren dieser beiden weisen Männer nicht befriedigt werden, da sie für das Leben in seiner ganzen Komplexität wenig geeignet waren.

Daher änderte Gautama Buddha radikal seine Richtung bei seiner Suche und ging einen Weg, der genau das Gegenteil von Theorie ist. Er wollte jetzt ein asketisches Leben erproben, das im alten Indien durchaus populär war, und wollte Asket werden. Gautama Buddha wollte also die großen Fragen und Probleme des Lebens klären, indem er die physischen Bedingungen seines Körpers bis an die äußersten Grenze ausdehnen wollte und suchte geradezu einen Zustand, der so schmerzhaft wie möglich war.

Er hoffte durch das Überschreiten aller körperlichen Schmerzgrenzen und durch extreme Entbehrungen zur Wahrheit und zum Erwachen vorzustoßen. Als Asket war daher seine Lebenseinstellung und Praxis durch äußerste Willensanstrengungen geprägt und über alle Maßen ernsthaft und extrem. Er reduzierte seine Nahrung und den Schlaf so weit, dass er einige Male ohnmächtig wurde. Das Gerücht "Gautama stirbt" durch seine extreme Askese ging denn auch mehrmals durch den Wald der Asketen. Er hatte durchaus hohes Ansehen wegen seiner durch eisernen Willen geprägten Lebensführung erworben. Aber kam Gautama Buddha dadurch zum Erwachen? Nein! Er fand dabei nur die einfache Tatsache, dass sein Geist gleichzeitig mit dem Körper dahinschwand und geradezu verdorrte!

Je mehr und je härter er seinen physischen Körper quälte und folterte, desto labiler wurde sein Geist. Mit anderen Worten wurde sein Leben mit jedem Tag immer instabiler, je länger er seine extreme Askese fortsetzte. Diese Erkenntnis traf ihn völlig unerwartet, aber es war eine außerordentlich wichtige Erfahrung.

Weil er ein sehr praktischer Mensch war, wurde ihm immer klarer, dass ein asketisches Leben überhaupt nicht sinnvoll ist, um eine authentische eigene Form und die geistige Freiheit des Lebens zu eelangen. Wenn er diese äußerst wichtige Erfahrung nicht gemacht hätte, wäre es höchst unwahrscheinlich, dass der Buddhismus überhaupt erkannt hätte, dass ein asketisches Leben für die Suche nach der Wahrheit keinen Wert hat. Das Asketentum ist sogar auf dem Weg zur Wahrheit und zum Erwachen schädlich, denn Körper und Geist sind eine Einheit und wenn wir dem Körper schweren Schaden zufügen, leidet auch und nicht zuletzt der Geist.

Mittwoch, 30. September 2009

Der Mensch Gautama Buddha, Teil 2

Der Vater von Gautama Buddha war als König außerordentlich besorgt, dass sein Sohn sich zu sehr für religiöse Fragen und Probleme des Lebens interessieren würde und vielleicht sogar Mönch werden wollte, wie der Weise es gesagt hatte. Daher gab er ihm die schönen und bequemen Schlösser zu einem äußerst angenehmen Leben und sorgte dafür, dass schöne junge Frauen Gautama Buddha dienten.

Gautama Buddha war ein gesunder kräftiger junger Mann, so dass wir sicher annehmen können, dass er sein schönes Leben in der wunderbaren und bequemen Umgebung nach Herzenslust genossen hat. Es wird berichtet, dass Gautama Buddha in verschiedenen Sportarten, nicht zuletzt in den Kriegskünsten, begabt und erfolgreich war und in diesen Sportdisziplinen viele Wettbewerbe gewann. Es wird berichtet, dass er die außergewöhnlich schöne junge Frau Yasodara als Ehefrau gewinnen konnte, unter Anderem weil er bedeutende Wettbewerbe überlegen und souverän gewann. Nachdem er geheiratet hatte, wurde dem jungen Paar ein Sohn geboren. Es erscheint mir völlig ausgeschlossen, dass er in dieser Zeit nicht glücklich war.

Aber allmählich nahmen dann ständig nicht zu erklärende Unglücksgefühle und drückende Niedergeschlagenheit zu, während man doch vermuten konnte, dass er in seinem Leben ausgesprochen glücklich sein würde. Dies lag darin, dass er einen starken inneren Drang hatte, die Wahrheit über die Welt und das Leiden zu finden. Dieser Drang wurde dann immer stärker und stärker und ließ sich nicht mehr unterdrücken.

Der Wille zur Wahrheit
Durch die Fürsorge seines Vaters schien Gautama Buddha zumindest äußerlich glücklich zu sein, aber in Wirklichkeit war er nicht im Gleichgewicht und litt unter stark schwankenden Gefühlen. Seit seiner Jugend wollte er mit großem Ernst wissen, ob eine tiefe unbestreitbare Wahrheit in der Welt existierte oder nicht und er dachte, dass er diese Wahrheit selbst in aller Klarheit unbedingt erlangen wollte, wenn es sie wirklich in der Welt gab. Aber wie sollte er vorgehen? Obgleich er verheiratet war und einen Sohn hatte, litt er an dem bohrenden Zweifel, ob es für ihn nicht besser wäre, ein Mönch zu werden und sich ganz den spirituellen Studien zu widmen.

Gautama Buddha hatte in jener Zeit als Königssohn nicht die Freiheit, einfach in die nahe gelegene Stadt zu gehen, weil dies gegen die Anordnung seines Vaters verstieß, der er Folge leisten musste. Aber eines Tages versuchte er einfach den Königspalast zu verlassen. Zunächst wollte er durch das Osttor hinaus zu gelangen, aber schon bald traf er einen Menschen, der sehr alt, gebrechlich und elend war. Dieser Anblick erschütterte ihn außerordentlich und er kehrte wieder um.

Dann wollte durch das Südtor hinausgehen, traf aber wieder einen Menschen, der von starker Krankheit gezeichnet war, so dass er wieder umkehrte und danach durch das Westtor hinausgehen wollte. Dort traf er aber eine Prozession, die zu einer Begräbniszeremonie gehörte und einen Toten bei sich trug. Deshalb kehrte er wieder erschüttert um.

Bei seinem letzten Versuch verließ er den Palast durch das Nordtor und dort erblickte er zu seiner großen Überraschung einen Mönch, der heiter, gelassen und mit großer innerer Ruhe voranschritt. Als Gautama Buddha diesen Mönch genauer ansah, war er tief von dessen großer Ausstrahlung beeindruckt und dies verstärkte die große Anziehungskraft, die das Leben eines Mönches schon früher auf ihn ausgeübt hatte.

Freitag, 25. September 2009

Der Mensch Gautama Buddha , Teil 1

Den Werdergang von Gautama Buddha möchte ich kurz nach meinem Verständnis beschreiben. Manche werden vielleicht meinen, dass dies überhaupt nicht erforderlich sei, da sein Leben hinlänglich bekannt sei. Dem kann ich nur bedingt zustimmen, da es auch sehr viele märchenhafte Darstellungen gibt, die auf der Suche nach der Wahrheit eher hinderlich sind, selbst wenn sie uns poetisch erscheinen. Daher habe ich mich entschlossen, mein in vielen Jahren gewachsenes Verständnis des Lebens und der Lehre von Gautama Buddha an den Anfang zu stellen.

Für die Beschreibung seines Lebens und seiner Suche nach Wahrheit und Erwachen habe ich im Wesentlichen die Darstellungen zu "Gautama Buddha" in: „Die ausgewählten Werke des Hajime Nakamura“ von Shunjusha zugezogen.

Geburt und JugendDie Lehre des Buddhismus wurde von Gautama Buddha im alten Indien zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert vor Christus entwickelt. Er war der älteste Sohn von Suddhodana, der König eines kleinen Königreichs in Nordindien mit der Bezeichnung Kapilavastu war, und daher lag es nahe, dass er Nachfolger seines Vaters und König werden sollte.

Kurz nach der Geburt von Gautama Buddha zog sein Vater einen bekannten Weisen hinzu und zeigte ihm seinen Sohn, um zu wissen was aus werden würde. Der Weise sagte, nachdem er den Neugeborenen sorgfältig betrachtet hatte:

"Wenn dein Sohn eine weltliche Aufgabe übernehmen wird, wird er ein großer König werden, der ganz Indien beherrschen wird. Wenn er aber ein Mönch wird, wird er ein großer Weiser und Denker, der alle Menschen der Welt retten wird".

Der Vater von Gautama Buddha hatte den festen Willen, dass sein Sohn König von ganz Indien werden sollte und nicht ein Denker und Weiser, selbst wenn er alle Menschen in der Welt retten würde. Der König schenkte seinem Sohn daher mehrere Schlösser, damit Gautama Buddha sich das Leben in den vier Jahreszeiten so angenehm und komfortabel wie möglich gestalten konnte.

Er scheute keine Mühe, damit sein Sohn ein sorgloses weltliches Leben führen konnte, denn er sollte kein großer Weiser werden, selbst wenn er Fähigkeit haben würde, alle Menschen der Welt vom Leid zu befreien. Gautama Buddha jedoch war ein außerordentlich kluger Junge, der schon in seiner Kindheit überaus feinfühlig und sensibel war.

Eines Tages beobachtete er zum Beispiel einen Bauern, der sein Feld pflügte und er sah, wie dieser einen Regenwurm beim Pflügen des Bodens in zwei Teile zerschnitt. Genau in diesem Augenblick flog ein Vogel von oben herab auf das Feld, packte die eine Hälfte des Regenwurms mit dem Schnabel und flog wieder fort, um ihn zu fressen. Der kleine Gautama Buddha war von diesem Ereignis tief betroffen und erschüttert. Ihm wurde schlagartig klar, dass dieser Vogel wie überhaupt alle Lebewesen andere Lebewesen töten und fressen müssen, um selbst zu überleben. Er erkannte voller Bestürzung, dass dies in der Welt immer und ohne Ausnahme gilt.

Montag, 7. September 2009

Zazen sollte jeden Tag praktiziert werden

Zazen ist die Praxis, die unser vegetatives (autonomes) Nervensystem ausbalanciert. Wenn wir daher Zazen nur an wenigen Tagen praktizieren und dann für mehrere Tage aussetzen, hat das vegetative Nervensystem auch nur für wenige Tage den balancierten Zustand und fällt für die anderen Tage in den unbalancierten Zustand zurück. Wir können auf diese Weise zwar einige angenehme Lebenssituationen haben, aber auf der anderen Seite müssen wir dann für die folgenden Tage einige unangenehme Situationen in Kauf nehmen.

Wenn wir daher die gute Übung der Zazen-Praxis machen wollen, sollten wir dies hoffentlich an jedem Tag tun, und nicht zum Beispiel für drei Monaten aufzuhören.
Nachdem wir dann unsere Gewohnheit der Zazen-Praxis nach drei Monaten wieder fortgesetzt haben, stellen wir plötzlich fest, dass wir wieder den Zustand des Gleichgewichts aufrechterhalten können und dass sich unser angenehmes Leben fortsetzt. Danach ist es uns dann normalerweise gar nicht mehr möglich, mit dieser Übung aufzuhören.

Dienstag, 16. Juni 2009

Realität, Materialismus, Erleuchtung und das vegetative Nervensystem

Nachdem ich die englische Übersetzung des MMK (Gesang des Mittleren Weges von Meister Nagarjuna) beendet habe, möchte ich eine kurze Erläuterung zur Realität, zum Materialismus und zum vegetativen (autonomen) Nervensystem im Zusammenhang mit der Erleuchtung geben.

Im 19. Jahrhundert hatten fast überhaupt keine Menschen Kenntnis von dem wichtigen vegetativen Nervensystem (VNS). Erst im 20. Jahrhundert haben wir die die Existenz und Funktionen des vegetativen Nervensystem / VNS in unserem Körper und Geist entdeckt. Wegen dieses wichtigen wissenschaftlichen Fortschrittes wurde eine sehr fundamentale Veränderung und Präzisierung der buddhistischen Philosophie ermöglicht.

Bevor das vegetative Nervensystem erforscht worden war, war es für die Menschen unmöglich, den Unterschied zwischen Materie und Realität zu erkennen. Aber nachdem das VNS erforscht wurde, war es zum ersten Mal möglich, den gravierenden Unterschied zwischen Materie und Realität zu begreifen. Dieser Unterschied lässt sich wie folgt beschreiben:
Das vegetative Nervensystem (VNS) gliedert sich in zwei Teilsysteme, nämlich in das sympathische Nervensystem (SNS) und das parasymphatische Nervensystem (PNS). Wenn das sympathische System (SNS) stärker ist, neigen wir zu spiritueller Denk- und Verhaltensweise. Wenn dagegen das parasympathische System (PNS) stärker ist, neigen wir zu physischem und körperlichem Verhalten. Wenn wir in unserem täglichen Leben übermäßig spirituell sind, können wir niemals ein natürliches menschliches Wesen sein, sondern wir fühlen uns wie die Götter. Und wenn wir übermäßig körperlich und physisch orientiert sind, können wir ebenfalls niemals menschliche Wesen sein, sondern wir sind wie Tiere. Daher hat uns Gautama Buddha empfohlen, dass wir in jedem Augenblick wahre menschliche Wesen sind. Mit anderen Worten empfahl uns Gautama Buddha, in unserem täglichen Leben weder wie Götter noch wie Tiere zu sein. Wann sind wir aber wahre Menschen?

Bevor die Wichtigkeit des Gleichgewichtes des vegetativen Nervensystems (VNS) erkannt wurde, war es für die Menschen unmöglich, den Unterschied der drei ganz verschiedenen Zustände und Lebenssituationen zu begreifen, nämlich des stärkere SNS, des stärkere PNS und des Gleichheitgewichts oder der Balance dieser beiden Teilsysteme. Vorher war es für die Menschen tatsächlich unmöglich, die Existenz des Gleichgewichts-Zustandes zwischen SNS und PNS überhaupt zu erkennen. Mit anderen Worten haben die Menschen zu jener Zeit den Zustand im Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems (VNS) überhaupt nicht begreifen können und es war daher unmöglich für sie, die wahre Bedeutung der Erleuchtung zu erkennen. Dies ist nämlich genau die Gleichheit zwischen SNS und PNS oder der Zustand des Gleichgewichtes im gesamten vegetativen Nervensystem der Menschen.

Daher können wir sagen, dass wir die wahre Bedeutung, die Erleuchtung zu erlangen, zum ersten Mal im 20. Jahrhundert wirklich erkannt haben. Mit anderen Worten haben wir die Erleuchtung erst im 20. Jahrhundert richtig verstanden. Wir können sagen, dass der Buddhismus damit die Charakteristika einer Religion aufgegeben hat und in eine Lebensphilosophie der Wirklichkeit hineingewachsen ist, die mit wissenschaftlichen Experimenten ganz klar bestätigt werden kann. Wir können den Buddhismus so erklären, dass er genau die höchste Philosophie in der menschlichen Gesellschaft ist und können dies so ausdrücken, dass Buddhismus die höchste Lebensphilosophie in der Geschichte des Universums ist.

Wenn wir Diskussionen über den Buddhismus führen, ist es notwendig für uns, den Unterschied dessen zu bedenken, was im 20. Jahrhundert und vorher bekannt war und was in dem jetzt angebrochenen 21. Jahrhundert erkannt und verlässlich erforscht wurde. Vor dem 20. Jahrhundert hat der Buddhismus nur die zwei Arten von Philosophie beinhaltet, nämlich den Idealismus und Materialismus. Erst seit dem 20. Jahrhundert hat der Buddhismus sowohl die Bedeutung des stärkeren sympathischen Nervensystem bzw. des stärkeren parasympathische Nervensystems erkannt, als auch den so wichtigen Gleichgewichtszustand des gesamten vegetativen (autonomen) Nervensystems. Der Buddhismus hat also die beiden unterschiedlichen unbalancierten Zustände und darüber hinaus vor allem das Gleichgewicht entdeckt, bei dem keines der beiden Teilsysteme stärker ist. Dies wird Erleuchtung genannt!

In einer solchen Situation hat die Menschheit mit anderen Worten die Wirklichkeit und Realität zum ersten Mal philosophisch erforscht und praktisch erkannt. Wir Menschen haben damit (genau) die Wirklichkeit entdeckt und gefunden, die auf dem Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems beruht.

Montag, 16. Februar 2009

Ein Gesang der fundamentalen Wahrheit des Mittleren Weges (Teil 2)

Zusammenfassung der Verse 5-9:
Beim Handeln sind wir direkt in der Wirklichkeit angekommen, während Denken und Wahrnehmung nur etwas Ähnliches wie die Wirklichkeit sind, Nagarjuna nennt dies „Imitation“ der Wirklichkeit. Die wahren Lehren sind immer identisch mit der Wirklichkeit und nicht mit deren Imitation durch Denken und Wahrnehmung. Sie stehen für sich selbst, so wie sie sind, und die Wirklichkeit offenbart sich in ihrer ganzen Vielfalt vor uns.
Tatsachen und Ziele müssen immer identisch sein und dürfen nicht voneinander abweichen. Die Wirklichkeit ist von Vernunft durchdrungen, sonst können wir sie nicht als natürlich ansehen, auch wenn dies manchmal den Anschein hat. Es macht keinen Sinn, sich eine andere künstliche Welt auszudenken und diese auf die wirkliche Welt „draufzusatteln“.
Es ist ganz wesentlich, dass wir im Gleichgewicht sind, sonst gerät auch die Welt durcheinander
.

Text des MMK:
4. Unser wahres Handeln existiert niemals nur als eine Imitation der Wahrheit (sondern ist die Wirklichkeit selbst) und die Imitation der Wahrheit ist nicht genau unser Handeln.
Es ist (daher) vollständig unmöglich, dass verschiedene wahre Lehren getrennt sind von unserem wirklichen Handeln.
Es ist klar dass etwas, das identisch mit einer wirklichen Handlung sein mag, wirklich (direkt) vor uns existiert.

5. Diese Welt, die überaus klar ist, offenbart sich genau vor uns.
Die einzelnen Dinge und Phänomene zeigen sich genau als verschiedenartige wahre Lehren.
Wenn diese Dinge und Phänomene sich nicht offenbaren, indem sie sich in einem bestimmten Umfang (vor uns) verbergen,
mögen die wahren Lehren, die sich nicht offenbaren, überhaupt nicht tatsächlich in der wirklichen Welt vorhanden sein

6. Niemals können überhaupt die Tatsachen existieren, dass die wahren Lehren durch ein von sich selbst abweichendes Ziel beherrscht oder gebunden sind. Dies gilt für (beide) Fälle, dass (die Tatsachen) abstrakt oder konkret sind.
Es ist für irgendeine abstrakte wahre Lehre unmöglich, überhaupt zu einer anderen Lehre zu gehören.
Und es ist für eine konkrete Sache, die einer wahren Lehre folgt, auch völlig unmöglich überhaupt etwas (künstliches) Neues zu erzeugen.

7. Wenn das Universum, das eine Kombination des Stabilen und des Instabilen sowie des Konkreten und des Abstrakten ist, noch nicht vor uns (wirklich) erschienen ist,
sind auch die Dinge und Phänomene ohne Vernunft, die sich vor uns zufällig offenbart haben.
Dies gilt, weil auch Situationen, die so angesehen werden, als ob sie natürlich seien, nicht immer vernünftig sind.

8. Die Welt, die sich direkt vor uns offenbart, ist die wirkliche Welt.
Genau das Wirkliche Universum zeigt sich tatsächlich vor uns.
Warum ist es dann für uns notwendig, eine andere Welt zusätzlich auf das Universum draufzusatteln, das sich wirklich vor uns offenbart hat?

9. In dem Fall, wenn sich die wirkliche Situation des Universums noch nicht selbst gesteuert hat, weil sich unser vegetatives Nervensystem noch nicht reguliert (also beides nicht im Gleichgewicht ist), mag die Situation unseres täglichen Lebens eine Art schwerer Behinderung sein. (Das tägliche Leben) kann willentlich überhaupt nicht von uns gestoppt werden. Es ist jedoch für die wahren Lehren, die nicht mit der Selbststeuerung verbunden sind, vollständig unmöglich, überhaupt auf der Erde zu existieren.

Montag, 2. Februar 2009

Ein Gesang der fundamentalen Wahrheit des Mittleren Weges (Teil 1)

Kapitel 1. Untersuchung der höchsten Wahrheit (14 Verse)
Zusammenfassung:
Meister Nagarjuna beschreibt im ersten Kapitel seines großartigen Werkes MMK die vier Pfeiler und Grundlagen der buddhistischen Lehre und nennt sie die „höchste Wahrheit“. Dies ist die Wirklichkeit selbst. Wir können uns ihr durch Denken und Ideen allein zwar annähern aber sie damit niemals vollständig erfassen. Denn sie geht über das Denken hinaus. Ähnliches gilt für die Wahrnehmung durch unsere Sinne, z. B. mit den Augen, Ohren usw., denn die Wirklichkeit ist mehr als die materielle Wahrnehmung. Auch wenn wir Denken und Wahrnehmung kombinieren, reicht dies für das Erfassen der Wirklichkeit nicht aus. Die Wahrheit und Wirklichkeit ist aber niemals unvernünftig und unlogisch! Wenn wir die Täuschungen und Illusionen überwunden haben, offenbaren sich alle Dinge und Phänomene genau so wie sie wirklich sind. Dann wird nichts weggelassen oder fälschlich selektiert und nichts hinzu gesetzt. Beides ist im Übrigen typisch für das Denken und die Wahrnehmung, die von ungesteuerten Interessen also von Gier, Hass oder Verblendung beherrscht sind. Im gegenwärtigen Augenblick des Handelns ist die höchste Wahrheit.

Damit ergibt sich eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Shobogenzo von Meister Dogen.
Nagarjuna sagt dann, dass es eine fünfte Komponente der fundamentalen Wahrheit nicht gibt.

1. Die höchste Wahrheit ist etwas anderes als subjektive Ideen, die im menschlichen Gehirn erzeugt wurden.
Die höchste Wahrheit ist niemals Sinnesreizung (Wahrnehmung), die uns aus der externen Welt erreicht hat.
Die höchste Wahrheit ist auch keine Kombination von den beiden (denn sie geht darüber hinaus).
Aber die höchste Wahrheit ist niemals etwas Unvernünftiges oder Unlogisches.
Verschiedenartige und vielfältige Dinge und Phänomene offenbaren sich nur genau so wie sie sind.
Was „Existenz“ genannt wird, gibt es niemals wirklich irgendwo (, denn dies ist nur ein Begriff) und gibt es (auch) nicht in irgend Etwas.

2. Die höchste Wahrheit sind:
(1) Vernunft, die das Universum durchdringt.
(2) Die externe Welt, die sich vor uns ausbreitet.
(3) Der gegenwärtige Augenblick, in dem unser Handeln getan wird.
(4) Die Wirklichkeit, die wohl der Lenker aller Dinge und Phänomene ist.
Ein Fünftes (der höchsten Wahrheit) gibt es überhaupt niemals und nirgendwo.

3. Gedanken, die im menschlichen Gehirn erzeugt werden, existieren (als Wirklichkeit) überhaupt niemals irgendwo.
Daher können wir verschiedenartige wahre Lehren intuitiv erkennen (jenseits vom Denken).
Es ist für uns unmöglich das zu erfassen, was wir tatsächlich denken,
und es ist auch für uns unmöglich klar zu erkennen, ob das, was wir wahrgenommen haben, existiert oder nicht.

Sonntag, 11. Januar 2009

Gesang des Mittleren Weges (MMK) von Meister Nagarjuna, Übersetzung ins Englische und Deutsche.

Kürzlich habe ich die japanische Übersetzung von Mulamadhyamakakarika (MMK, Gesang des mittleren Weges) fertig gestellt und möchte nun die Texte auch ins Englische übersetzen. Die deutsche Übersetzung wird dann Schritt für Schritt im deutschen Internet-Blog folgen.

Wenn ich an mein hohes Alter von nunmehr 89 Jahren denke, erscheint es mir richtig und sinnvoll, die Texte direkt in diesem Blog der Dogen Sangha International für alle zu veröffentlichen. Daher möchte ich das MMK von heute an in diesem Blog allgemein zugänglich machen.