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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 20. Dezember 2011

Meister Nagarjuna: Verse des tiefgründigen Mittleren Weges (MMK)

Kapitel 1, Untersuchung der großen Wahrheit, Teil 1
Vers 1.
Die große Wahrheit ist etwas anderes als subjektive Ideen, die in unserem menschlichen Gehirn erzeugt wurden (Idealismus). Die wirkliche Wahrheit ist auch niemals dasselbe wie die Sinnesreizungen, die wir aus der externen Welt empfangen haben (Materialismus).
Die wirkliche Wahrheit ist keine Mischung aus subjektiven Ideen oder den (scheinbar) objektiven Sinnesreizungen, aber die große Wahrheit ist niemals unlogisch und niemals gegen die Vernunft.
Die verschiedenartigen Dinge und Phänomene des Universums manifestieren sich immer genau so wie sie sind.
Und was „Existenz“ genannt wird, also nur das Wort, gibt es niemals wirklich irgendwo oder nicht in irgendetwas.

Vers 2.
Die reale Wahrheit ist vierfach:
1. Die Vernunft, die das ganze Universum (und unser Leben) durchdringt.
2. Die externe Welt, die direkt vor uns da ist.
3. Der gegenwärtige Augenblick, in dem unser Handeln sich immer vollzieht.
4. Die Wirklichkeit (selbst), die (das Höchste ist und) alle Dinge und Phänomene zu regieren scheint.
Etwas Fünftes der realen Wirklichkeit existiert überhaupt niemals irgendwo.

Vers 3.
Eine subjektive Existenz kann niemals in der realen Wahrheit erkannt werden (dualistische Trennung von Subjekt und Objekt).
Wenn die subjektive Existenz nicht erkannt werden kann, ist es auch vollständig unmöglich, die objektbezogene Existenz zu erkennen (ebenfalls Dualismus).

Vers 4.
Die reale Handlung im gegenwärtigen Augenblick ist niemals nur eine (ungenaue) Imitation der realen Wahrheit, sondern reales Handeln und reale Wahrheit sind unauflösbar verbunden.
Eine Imitation der realen Wahrheit, also nicht die reale Wahrheit selbst, kann niemals wahres Handeln sein.
Die reale Wahrheit ist vom wahren Handeln nicht unterschieden und es gibt etwas Wirkliches, das sehr ähnlich ist wie reales Handeln.
Was wirklich existiert ist daher das Handeln im gegenwärtigen Augenblick.
Nagarjuna ist also kein Nihilist, der die Wirklichkeit verleugnet, wie es häufig behauptet wurde. Ganz im Gegnteil!

Vers 5.
Die offensichtlichen Dinge und Phänomene manifestieren sich als solche in der Welt und sind genau die reale Wahrheit.
Was sich selbst verschieden zeigt von der realen Wahrheit, kann überhaupt niemals als Wirklichkeit existieren.
Die reale Wirklichkeit ist nicht etwas Mystisches oder Abstraktes sondern sehr konkret. Dem gegenüber gibt es nicht-reale Dinge, z.B. die Ideen über die Wirklichkeit, die wir in unseren denkenden Geist mit uns herumtragen.

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