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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Donnerstag, 15. November 2012

Untersuchung der Augen und der anderen Sinnesorgane, Einleitung, Nagarjuna, MMK, Kap 3


In den beiden ersten Kapiteln gibt Nagarjuna einen ersten umfassenden Überblick über die Grundlagen des Buddhismus und das Wesentliche des Handelns im Augenblick. Dabei wird die Wirklichkeit ganz klar von Vorstellungen, Einbildungen, Illusionen und Täuschungen abgegrenzt. Wichtig ist dabei auch die Frage, wie weit Begriffe und Gedanken in der Lage sind, die Wirklichkeit möglichst richtig und detailliert zu erfassen. Dabei wird das Beispiel eines Menschen verwendet, der wirklich oder nur vorgestellt geht: obgleich wir alle davon überzeugt sind, dass der Mensch eine eigenständige Einheit in seiner von ihm getrennten Umgebung ist, hinterfragt Nagarjuna die scheinbar eindeutige Tatsache fundamental.

Er führt die Wirklichkeit auf das Handeln im Augenblick zurück, während der Mensch eine Verallgemeinerung und Abstraktion sei, die zwar mit dem Handeln verbunden ist, aber als eigenständige Entität verstanden wird. Aus diesem Grund ist es unsinnig zu glauben, dass der Mensch als Entität unverändert durchs Leben geht, also im Kern konstant ist und ganz genau gegen die Umgebung und andere Menschen abgegrenzt werden kann. Eine solche irrige Auffassung führt zu Übersteigerung der Vorstellung eines unveränderlichen Ich, dass schon Gautama Buddha in aller Klarheit abgelehnt hat. Wenn wir zur Wirklichkeit des Menschen vordringen wollen, müssen wir uns von dem Begriff und der Vorstellung des tatsächlichen unveränderlichen Ich lösen: das Ich ist keine eindeutige Wirklichkeit.

Aus materialistischer Sicht halten wir den menschlichen Körper und überhaupt die Dinge und Formen für das Wesentliche. Zweifellos gibt es eine materielle Dimension der Welt, die auch keine Nebensächlichkeit ist, wie viele Idealisten denken und behaupten. Die wirkliche Welt besteht aber auch nicht aus Ideen und Gedanken, wie die Idealisten meinen, obgleich die Dimensionen der Ideen des Denkens der Gedanken und nicht zuletzt der ethischen Ideale durchaus ein Teil der Wirklichkeit sind. Dies wird häufig von Materialisten entweder ganz abgestritten oder als unwesentlich beiseite geschoben.

Nagarjuna entwickelt im MMK eine umfassende Lehre des Buddhismus, in allen seinen Dimensionen und Fassetten. In diesem Kapitel untersucht er unsere Wahrnehmung durch die Sinnesorgane. Damit geht es um die materielle Dimension unseres Lebens und der Wirklichkeit.

Er übernimmt die alte indische Lehre, dass es zu den fünf Sinnesorganen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten/Fühlen ein sechstes Sinnesorgan gibt, das im Gehirn lokalisiert ist. Dort werden nach indischer Vorstellung alle Informationen der Sinnesorgane verarbeitet und ins Bewusstsein gebracht.

Dabei besteht im Übrigen weitgehend Übereinstimmung mit der naturwissenschaftlichen Gehirnforschung, denn ein sehr großer Teil unseres Gehirns verarbeitet die aufgenommenen Sinnesreizungen aus der Umwelt, nachdem sie von den Sinnesorganen in biochemische Daten umgewandelt und zum Gehirn weitergeleitet worden sind.


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