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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Donnerstag, 5. April 2012

MMK, Kap. 2: Untersuchung der Wirklichkeit von „gegangen“ und „nicht gegangen“, (Teil 5)
Vers 11
Zweifellos ist das wirkliche Gehen als Tun und Handeln mit dem Menschen und der Bewegung verbunden. Aber unbestreitbare Grundlage ist (immer) das Handeln, so wie es ist.
Wenn die Vorstellungen und Ideen eines Menschen, der geht, und auch über dessen Bewegung nicht vorhanden sind, gibt es das wirkliche Tun und Handeln und den wahren Menschen. (Als Wirklichkeit jenseits der Vorstellung)
(Aber) die Trennung des Menschen und der Bewegung von dem wirklichen Gehen als Tun und Handeln ist dualistisch und daher nicht wirklich. (Beides muss daher eine Einheit bilden.)

Vers 12
Das wirkliche Gehen als Tun und Handeln gibt es nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft.
Das wirkliche Gehen als Tun und Handeln beginnt spontan. Es kann nicht intellektuell aus dem gedachten Gehen der Vergangenheit abgeleitet werden, weil es nicht aus dem Denken kommt.
Diese Aussage lässt sich auf das Universum erweitern: Wir können intellektuell nicht genau feststellen, wann sich das Leben und das Universum verwirklichen. Aber es gibt ein tiefes intuitives Verstehen, das über intellektuelles Denken hinausgeht und der Wirklichkeit viel mehr entspricht.

Vers 13
Vor dem Augenblick, bevor das Gehen als wirkliches Tun und Handeln begonnen hat, gibt es die Wirklichkeit des Gehens (überhaupt) nicht. Vor diesem Augenblick gibt es (daher auch) kein Erkennen und keine Erinnerung des wahren Gehens.
Dann, (genau) im Augenblick, kann das Gehen als Wirklichkeit beginnen und dann es ist nicht nur ein Gedanke.
In diesem Augenblick beginnt das wahre Gehen zum ersten Mal. Denken und Erinnerung sind keine Wirklichkeit.

Vers 14
Wenn die Erinnerung, das Erkennen und Denken aufhören, gibt es die Möglichkeit, dass das Handeln als Wirklichkeit existiert.
Die Erinnerung, die Vergangenheit, das intellektuelle Erkennen in der Gegenwart und die Vorstellung der Zukunft sind jeweilige (von der Wirklichkeit) getrennte Prozesse in unserem Gehirn. Wenn sie (aber) durch das erweiterte intuitive Bewusstsein ersetzt werden, gibt es tatsächlich ein Bewusstsein der Tatsachen und Wirklichkeit.

Vers 15
Bei genauer Betrachtung ereignet sich (die Wirklichkeit) der Bewegung genau im Augenblick und eigentlich kann man daher nicht mehr von Bewegung sprechen (,da der Augenblick zu kurz ist). Der Augenblick in der Bewegung ist nicht festgelegt und fixiert, obgleich wir vielleicht verstandesmäßig daran glauben, dass der Bewegungsablauf festgelegt ist.
Eine andere Art von Bewegung gibt es nicht.

Vers 16
Die Bewegung gibt es nur, wenn es wirkliches Gehen gibt. Ohne das Gehen selbst, ist jede Aussage der Bewegung des Gehens sinnlos. Bewegung und Gehen sind niemals unabhängig von einander und keine getrennten Bereiche.
Ein abstraktes Konzept des Gehens mag festgelegt, fixiert und starr sein, das wirkliche Gehen aber nicht.