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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Kapitel 18 Untersuchung der unveränderlichen Seele nach dem alten indischen Glauben, Atman (Atma pariksha) Nagarjuna, MMK


Der Glaube an einen ewigen Seelenkern, der im alten Indien Atman genannt wurde, wurde von Gautama Buddha abgelehnt. Auch Nagarjuna kritisiert die Atman – Lehre in diesem Kapitel.

Vers 1
Die fünf Komponenten des Menschen (Skandas) entstehen, dauern an und vergehen nach der buddhistischen Lehre. Wenn die Atman – Seele in gleicher Weise existieren würde, müsste sie auch diese Eigenschaften haben.

Auch das Universum besteht aus den fünf Skandas. Wenn es eine Atman – Seele gäbe, müsste die sich jedoch von den Skandas unterscheiden, aber das ist nicht möglich.

Vers 2
Nagarjuna beschreibt hier die Atman – Seele als Erfindung und Fantasie.

Wenn man sich selbst ablehnt, bedeutet dies, dass man sich opfert. In diesem Sinne hatte Gautama Buddha extreme Askese geübt, aber dabei die Einheit seines Geistes verloren.

Nagarjuna beschreibt, dass sich eine Art Urseele mit einer anderen in der Askese treffen soll, aber beide dabei zugrunde gehen. Dies sei ähnlich der Situation, in der man sich selbst opfert.

Vers 3
Sich für etwas Wichtiges und einen anderen Menschen einzusetzen bedeutet aber, dass wir unser kleines Ego opfern. Das ist eine Wirklichkeit des selbstlosen Handelns, die im Buddhismus sehr wichtig ist.

Ein solches Handeln kann sichtbar oder unerkannt sein. Beim wahren Bodhisattva – Handeln gibt es kein Streben nach Vorteil für sich selbst und keine ostentative Darstellung des Handelns.

Vers 4
In diesem Vers wird herausgearbeitet, dass die Worte „ich“, „mein“ usw. suggerieren, dass wir uns selbst von außen sehen. Wir trennen dann in ein Ich ab, das ein anderes Ich von uns selbst wie von außen beobachten kann.

Dies ist natürlich eine fehlerhafte Hilfskonstruktion. In Wirklichkeit gibt es nur eine Einheit, die im Zustand des Gleichgewichtes verwirklicht wird.

Vers 5
Im täglichen Leben und auch in der Praxis des Samadhi (Zazen) gibt es Schmerzen und Leiden. Aber durch die buddhistische Praxis erreichen wir einen völlig freien Zustand. Dieser ist gewissermaßen die Umkehr der Schwierigkeiten in der Praxis.

Im Zustand des Gleichgewichtes wird die abstrakte Vorstellung von der sichtbaren Welt aufgelöst und durch die Wirklichkeit ersetzt.

Vers 6
Wer an eine Atman – Seele glaubt, unterteilt die Welt in die eigene Seele und den Rest der Welt. Es ist realistischer und besser, beides in Frage zu stellen und nicht als Wirklichkeit anzusehen.

Ein solches Konzept erleichtert den Umgang mit der Wirklichkeit in unserem Leben nachhaltig gegenüber der Vorstellung eines dauerhaften Seelenkerns nach der Lehre des Atman.

Vers 7
Abstrakte Vorstellungen und Welten können den menschlichen Geist in gewissem Umfang beruhigen und besänftigen. Aber sie sind nicht die Wirklichkeit und nicht stabil.

Im Zustand des Gleichgewichts zeigt sich demgegenüber die wahre Welt in ihrer ganzen Ruhe, Ausgeglichenheit und Schönheit, und wir sind ein Teil von dieser Welt. In der Balance werden wir nicht gestört und beunruhigt.

Vers 8
Die Wirklichkeit dieser Welt lässt sich rein intellektuell nicht beweisen und auch nicht verneinen. Deshalb hat Gautama Buddha die Frage, ob wir die Existenz der Welt mit dem Verstand erfassen können, als unsinnig beiseite gelassen.

Im Buddhismus ist es klar, dass es eine Einheit zwischen Körper und Geist gibt, und ein isolierter Geist kann die wahre Existenz oder das Gegenteil überhaupt nicht erfassen.

Vers 9
Die im Kapitel 1 genannte Vierfache Wahrheit manifestiert sich im Gleichgewicht und in Ruhe. Sie ist nicht außergewöhnlich und erfreulich. Was nicht gesehen werden konnte, wird sichtbar werden.

Die ursprüngliche Existenz gibt es wirklich, sie kann nicht durch etwas anderes verändert werden. Sie hat ihre eigenen Charakteristika der Wirklichkeit: Die Wirklichkeit der Welt ist so, wie sie ist

Vers 10
In dieser Welt hat jedes einzelne Ding seine besondere und eigene Existenz und setzt sie ohne Unterbrechung fort. Es kann niemals identisch mit etwas anderem sein. Im gleichen Sinne hat jeder Augenblick eine eigene Entität und unterscheidet sich vom anderen.

Ohne die vollständige Trennung jedes Augenblicks vom anderen kann die Ewigkeit nicht existieren.

Vers 11
Diese Welt hat nicht mehr als ein Ziel und hat nicht mehrere Ziele. Sie ist niemals unterbrochen und niemals ewig.

Solche Sichtweisen könnten die Wirklichkeit nicht angemessen erklären.

Nagarjuna sagt hier, dass die wirkliche Welt nicht den Göttern gehört. Das Universum ist nichts Übernatürliches: das sagen alle Buddhas.

Vers 12
Die Idee der Atman – Seele gibt es nicht bei denen, die Buddhas genannt werden und auch nicht bei denen, die Shravakas (direkte Schüler und Hörer Buddhas) genannt werden.

Auch bei den Buddhas, die aus sich selbst erwacht sind, wird das Problem der Atman – Seele als theoretisch angesehen.

Nagarjuna zählt hier also die drei in den frühen Sutras genannten Formen der Heiligen und Erwachten auf: die Buddhas selbst, die von ihnen unmittelbar Lernenden und die aus sich selbst Erwachten.


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